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Neujahrsempfang Stadt und Fachochschule Nordhausen

Donnerstag, 17. Januar 2013, 14:28 Uhr
Neujahrsempfang Stadt und Fachochschule Nordhausen (Foto: Patrick Grabe) Neujahrsempfang Stadt und Fachochschule Nordhausen (Foto: Patrick Grabe)
Nordhausen (psv) Mehr als 300 Gäste sind am Mittwochabend zum gemeinsamen Neujahrsempfang von Stadt und Fachhochschule in das Audimax der FH gekommen.

Im Folgenden eine Bildergalerie und die Ansprache des Oberbürgermeisters im Wortlaut:

"Sehr geehrte Frau Landrätin, sehr geehrte Damen und Herren Bundes- und Landtagsabgeordnete, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

zum jährlichen gemeinsamen Neujahrsempfang von Fachhochschule und Stadt Nordhausen begrüße ich Sie ganz herzlich. Ich freue mich, dass unsere Einladung auf eine so breite Resonanz gestoßen ist. Schon jetzt herzlichen Dank für ihr Kommen.

Herzlichen Dank an die Fachhochschule für die Gastfreundschaft und für die gemeinsame Ausrichtung des Neujahrsempfanges der Stadt Nordhausen und der Fachhochschule. Die gemeinsame Ausrichtung dieser Veranstaltung ist Tradition geworden, eine gute Tradition, die beibehalten werden sollte.

Sie zeigt das gemeinsame Interesse der Stadt und der Fachhochschule: Die Fachhochschule gehört zur Stadt. Wir wollen sie unterstützen, weil sie der Stadt, weil sie der Region und weil sie den Menschen gut tut. Wir wollen, dass viele Studierende an unsere FH kommen, sich hier wohlfühlen und gern hier studieren. Und es wäre gut, wenn sie nach dem Studium hier eine Arbeit finden und ihr gelerntes Wissen bei uns zum Wohle unserer Stadt und unserer Region einsetzen. Und es wäre das Allerbeste, wenn Sie hier Familien gründen, die bei uns sesshaft werden. Familien mit vielen sind ausdrücklich willkommen, denn wir sind eine kinderfreundliche Stadt und wir wollen dies bleiben.

Zunächst: Ich wünsche allen von ganzem Herzen ein gesundes, frohes und friedvolles neues Jahr und als Christenmensch darf ich allen Gottes reichen Segen wünschen. Möge ihnen allen im privaten wie dienstlichen Leben immer das Glück des Tüchtigen und Lebensfreude beschieden sein. Da der dem Mayakalender zugeschriebene Weltuntergang nicht eingetreten ist, sind die Voraussetzungen dafür wieder etwas besser geworden.

Als ich mir Gedanken zu dem Neujahrsempfang gemacht habe, ist mir ein bedenkenswerter Text in die Hand gekommen. Er stammt aus einer Thüringer Tageszeitung vom Anfang dieses Jahres von seinem Chefredakteur Paul-Joseph Raue.
Ich zitiere: „Die Welt in Unruhe – doch die Deutschen interessierten diese Themen 2012 am meisten: Fußball und Olympia, Bettina Wulff, ein Fallschirmspringer vom Rand der Welt und das neue iPad. – Es geht uns gut in Deutschland, ja: Es geht uns gut. Sicher wird bei einigen Zeitgenossen die Zornes-Ader schwellen, wenn sie dies lesen. Sie werden zu Recht auf die Schwächen hinweisen, auf Skandalöses in einem reichen Land.“ Im Weiteren zieht Joseph Raue Vergleiche mit Ländern großer Umwälzungen und u. a. Ländern mit dem sogenannten arabischen Frühling, der in einen Herbst der Revolutionen zu kippen droht. Er kommt zu dem Schluss: „Vielleicht lohnt ein Gedanke, dass Deutschland seine friedliche Revolution nicht verraten hat – bei aller Ungleichheit, bei allen Missverständnissen und Vorurteilen, die östlich wie westlich wabern. Deutschland ist ein ruhiges, ein friedliches Land, in dem der Tod eines Komikers wie Dirk Bach mehr erregt, als ein Bürgerkrieg, gerade mal vier Flugstunden von uns entfernt.“ Zitat Ende!

Ich gehöre ebenso zu den Menschen, die sich erst einmal über gutes freuen, bevor ich mich über weniger gutes ärgere. Das gilt natürlich auch für Nordhausen! Auch wenn manche Leute über vieles schimpfen, auch wenn manches kritikwürdige bestätigt werden kann oder muss: Ich sage, in dieser Stadt wurde viel geleistet. Das haben in erster Linie die Menschen, die hier wohnen gemacht, als Arbeitgeber und Arbeitnehmer, in Vereinen, Verbänden, Kirchen und Gewerkschaften, in Kindergärten und Schulen und vielem anderen mehr. Da haben sich Stadträte in unzähligen ehrenamtlichen Stunden eingebracht, da hat die Stadtverwaltung gut gearbeitet und es sind durch Dezernenten vorbereitet wichtige Entscheidungen auch durch meine Vorgänger im Amt, Herrn Bürgermeister Schröter und Frau Oberbürgermeisterin Rinke getroffen worden. Das ist erst mal Grund sich zu freuen; dafür sollten wir alle dankbar sein.

Und da jeder auf die Vorarbeit seiner Vorgänger aufbauen kann und muss, ist es möglich gewesen, dass sich in unserer Stadt im zurückliegenden Jahr viele Kräne gleichzeitig gedreht haben. Wie sagt der Poet: „Wenn sich in einer Stadt Kräne drehen – so reicht es ihr zum Wohlergehen“. Ich brauche nicht alle diese Standorte aufzählen. Sie kennen sie: Vom Einkaufszentrum am Pferdemarkt über die neue Niederlassung eines agilen Autohändlers in der Halleschen Straße bis hin zur Darre, wo sich ein Unternehmer für Nordhausen als Standort für eine neue Betriebsstätte entschieden hat. Die Erweiterung der evangelischen Grundschule steht für Zukunft und die Erweiterung an der Rothenburgstraße steht für mehr Arbeitsplätze im Kurbelwellenwerk. Last but not least: In der Goldenen Aue wurden für das Industriegebiet die symbolischen Spaten in die Erde gestochen. Die Kräne sollen auch hier bald folgen und hoffentlich nicht ganz so lange auf sich warten lassen, wie die Spatenstiche. Deshalb brauchen wir in Nordhausen eine neue Vermarktungsstrategie für diese Stadt:
Dazu müssen wir die neuen Medien genauso nutzen, wie bewährte Strategien. Der Internetauftritt der Stadt muss in dieser Hinsicht deutlich aufgewertet werden. Bei Facebook sollten wir nicht fehlen.
Wenn wir Unternehmen hierher haben wollen, dann müssen wir auf die Unternehmen zugehen. Die Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen, Christine Lieberknecht, hat die Akquise von Unternehmen für den Freistaat deutlich internationalisiert. Daran müssen wir partizipieren. Entsprechende Gespräche werden bald geführt werden.
Selbstverständlich setzen wir weiter auf die Landesentwicklungsgesellschaft, kurz LEG genannt. Sie hat und wird uns bei der Entwicklung des Industriegebietes weiterhelfen. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an die Mitarbeiter der LEG, die uns bisher in hervorragender Weise geholfen haben. Ich bin sicher, sie werden es auch in Zukunft tun.

Ich könnte noch mehr Projekte aufzählen. Ich will sie zusammenfassen: 15 Großinvestitionen sind in den letzten 12 Monaten in Nordhausen Realität geworden, acht weitere wurden begonnen, für drei sind die Genehmigungen erteilt und zwei weitere sind in Vorbereitung. Das ist ein gutes Zeugnis für unsere Stadt und ein Kompliment an die Initiatoren.
Ein Projekt will ich an dieser Stelle dennoch herausheben, die Kulturbibliothek. Trotz aller Unkenrufe: Das Gebäude wird sich in unserer Stadt seinen Platz erobern – ein Haus des Buches und des Geistes, ein Haus der Demokratie und der Begegnung.
Wir dürfen unsere Augen aber auch nicht davor verschließen, dass die finanziellen Spielräume und Möglichkeiten in Zukunft im Osten Deutschlands und auch in Nordhausen wesentlich enger sein werden. Seit 2009 verringern sich die finanziellen Zuschüsse für die jungen Länder aus dem Solidarpakt – um ab 2019 auf null Euro zu sinken! Auch die Zuschüsse aus EU-Mitteln werden bis dahin bei nahe null Euro stehen und es wird für uns im Osten westdeutsche Normalität gelten. Das heißt, wir müssen auf eigenen Beinen stehen.
Seit dem letzten Jahr spüren wir diese Entwicklung bereits, denn die Zuschüsse des Landes sind erheblich reduziert worden. Haushaltssperre und Minderausgaben waren die Folge. Man könnte in Anlehnung an die biblische Weisheit auch sagen: Die sieben fetten Jahre sind hinter uns und sieben magere Jahre stehen vor uns.

Das braucht uns nicht Angst zu machen, wenn man davon weiß und dieser Herausforderung mit Mut und Tatkraft ins Auge blickt. Denn es sind die wichtigsten Jahre, die wir brauchen, um Nordhausen fit zu machen für die bundesdeutsche Normalität. Da wir in Nordhausen bis heute außerdem ca. 40 Mio. Euro Schulden angehäuft haben, müssen wir eine enorme Last schultern. Mit allen zusätzlichen Belastungen hatte sich in diesem Jahr ein Haushaltsloch von 10 Mio Euro aufgetan. Hier sind nicht eingerechnet notwendige Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur mit weiteren ungedeckten Mio. Das ist bei einem Haushalt von 80 Mio. Euro enorm viel. Wir arbeiten an der Schließung dieser Lücke.


Da wir kommenden Generationen nicht noch größere Schulden aufbürden dürfen, müssen wir Einsparungen einerseits und Mehreinnahmen andererseits beschließen. Das wird zu weiteren Belastungen für die Bürger führen. Daran führt kein Weg vorbei.

Ich hab es mir als Aufgabe für meine Amtszeit gestellt, diese Stadt sicher, seriös und ehrlich durch die finanziell nicht einfachen Jahre zu führen. Ich setze dabei eher auf Kooperation als auf Konfrontation, eher auf Aufrichtigkeit und ehrliche Kritik als auf falsch verstandene Zustimmung. Und, jawohl, ich setze dabei eher auf Bedacht als auf den schnellen Sprung – gerade, weil die knappen Ressourcen effektiv, effizient und eben wohlüberlegt einzusetzen sind.

Wir wollen uns an ein altes Motto halten:“ Sparen und gestalten“.

Für Resignation sehe ich deshalb keinen Grund. Auch wir als öffentliche Hand müssen und wollen handlungsfähig sein. Mit dem Wachsen des Einkaufszentrums werden wir z. B. die Verkehrssituation am und um den Pferdemarkt neu ordnen müssen. Damit ist der 1. Teilabschnitt der Umgestaltung des Blasiikirchplatzes angepackt. Das Tor zur Altstadt wird attraktiver.

Mit dem Wachsen unserer Bibliothek werden wir die Rückseite unseres Rat- und Stadthauses in einen vorzeigbaren Zustand versetzen. Das Rathaus wird so umgebaut, dass es endlich auch für Menschen mit Behinderung erreicht- und besucht werden kann. Gleich gegenüber, am Kornmarkt, wird sich im Juni dieses Jahres übrigens eine Ära dem Ende neigen: Mit dem Einzug der Mieter in die dann sanierten Häuser der SWG haben die beiden großen Wohnungsunternehmen SWG und WBG nach rund 20 Jahren ihre großen Komplexsanierungen in der unmittelbaren Innenstadt zu Ende gebracht – erfolgreich! Nordhausen hat ein attraktives, menschenfreundliches, modernes und neues Gesicht. Dafür sind wir den Wohnungsunternehmen zu Dank verpflichtet!

Ganz besonders freue ich mich, dass es in diesem Jahr noch zwei entscheidende Impulse für die Altstadt geben wird. Einer geht von dem unternehmerischen Mut eines jungen Nordhäusers aus, der im wahrsten Sinne des Wortes auf die Zukunft seiner Heimatstadt baut! Es ist das Gebiet „Hintere Rosengasse bis zum Mühlgraben“.

Der andere Impuls wird wiederum von einem Unternehmen der öffentlichen Hand ausgehen, der SWG. Es geht dabei um die Sanierung des Areals Schärfgasse vom Binger Hof bis zum Mühlgraben und teilweise „Am Alten Tor“.

Damit es nicht nur bei diesen zwei Impulsen bleibt, werde ich eine Altstadtkonferenz einberufen mit denen, die zur Entwicklung der Altstadt beitragen können. Ich werde dieses auch in Stadtgesprächen mit den Bürgern fortsetzen.

Gleichzeitig wollen wir uns daran machen, unser Klimaschutzkonzept in die Realität zu überführen.

Wir wollen mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam den Planungshorizont unseres Stadtentwicklungs-konzepts vom Jahr 2020 auf das Jahr 2030 ausdehnen.

Dazu gehört ein aktualisiertes Leitbild für unsere Stadt, die Berücksichtigung der demographischen Entwicklung unserer Bevölkerung, das Hinzudenken und vielleicht auch Mitgestalten der Energiewende. Eine Biomethangasanlage kann dazu auch ein wichtiger Beitrag sein.

Wir wollen gemeinsam mit den Wohnungsunternehmen über den Stadtumbau reden, uns einbringen in die Initiative der Metropolregion Mitteldeutschland, denn wir wollen die Stärke der großen Nachbarn für uns nutzen, der starke Motor für Nordthüringen zu bleiben.

Das Jahr 2013 – es wird auch das Jahr der Mahn- und Gedenktage und der Jubiläen. Es ist unsere Pflicht daran zu erinnern, dass vor 75 Jahren am 9. November 1938 in Nordhausen die Reichsprogromnacht tobte. Ebenso gehört der 17. Juni 1953 zu unserer Geschichte, der sich in diesem Jahr zum 60’sten Mal jährt und bei dem auch in Nordhausen die Menschen den zivilen Ungehorsam wagten. Am 30. Januar 1933, also vor 80 Jahren, senkte sich mit der Machtübernahme der Nazis ein dunkler Nebel über Deutschland, der letztlich Millionen von Menschen das Leben nahm.

Vielleicht finden wir auch Ideen, uns in das Henry-van-de-Felde-Jubiläum zum 150. Geburtstag einzubringen. Wir wollen auch wieder feiern, nicht wie auf der Titanic – sondern unser jährliches Rolandsfest. Vielleicht gibt es auch wieder das eine oder andere Jubiläum eines Ortsteils, so schön, wie wir es letzten Sommer in Stempeda gefeiert haben.

Gespannt bin ich schon jetzt, wie wir unseren Adventsmarkt gestalten werden mit einem hoffentlich noch attraktiveren Angebot und auf die vielen Ideen aber auch Kritiken bei den „Nordhäuser Stadtgesprächen“ zu den wichtigen Themen unserer Stadt.

Ich habe heute viel vom Geld geredet. Am Schluss will ich dennoch mit der simplen und klugen Weisheit enden: Die wichtigsten und schönsten Dinge im Leben sind kostenfrei und man kann sie nicht kaufen. Das sind u. a. Freundschaft, Zuneigung, Vertrauen, Lebensfreude, Humor und Toleranz. Das erlebt man, wenn man die kleinen Momente im Leben genießt.
Man wird sie umso weniger vergessen, wenn man sie mit Menschen teilt, die einem wichtig sind.
Vieler dieser Momente wünsche ich Ihnen.

Die wichtigsten Jahre liegen noch vor uns! Packen wir sie an! Vielen Dank!"
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