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„Wir sind mit dem ICAN ein gewisses Risiko eingegangen“

Freitag, 01. August 2014, 08:32 Uhr
Konschak  (Foto: Ingo Kutsche) Konschak (Foto: Ingo Kutsche)
Herr Konschak, wie ist der derzeitige Stand der Anmeldungen für den ICAN?

Ulrich Konschak: Bisher haben sich knapp 150 Teilnehmer für die Halb-Distanz angemeldet. Für die olympische Distanz, der ICAN 64, sind es derzeit 25 Starter. Anmeldungen sind weiterhin möglich. Für Kurzentschlossene wird am Wettkampftag die Möglichkeiten geboten, sich nachzumelden.

Wer sind bisher die prominentesten Teilnehmer, die sich eingeschrieben haben?

Konschak: Bei den Männern sind es der Titelverteidiger Georg Potrebitsch, der mehrfache Thüringen Meister Henry Beck und Markus Liebelt, der ein sehr guter Nachwuchsathlet ist. Seine Stärken liegen im Schwimmen und Radfahren. Ebenso dabei sein werden der Drittplatzierte aus dem Vorjahr Rajko Sickert und der Nordhäuser Peter Seidel, der in den letzten Wettkämpfen einen starken Eindruck hinterließ und bei der zweiten Auflage des ICAN alles in die Waagschale werfen wird. Ebenfalls ein Wörtchen mitreden will José Estrangeiro, der portugiesische Meister über die Mitteldistanz. Erstmals dabei ist Mirjam Weerd. Die holländische Profitriathletin und Meisterin über die Langdistanz startete im vergangenen beim Ironman auf Hawaii. Sie ist momentan die Topfavoritin im Frauenfeld. Aus deutscher Sicht haben Kathrin Mannweiler, Team-Weltmeisterin mit Katja Konschak und Dana Wagner über die ITU Langdistanz, und Simone Bürli-Sickert ebenso gute Chancen auf einen Podestplatz. Mit einem Start liebäugelt auch Maren Hufe, die Zweitplatzierte aus dem Vorjahr, die gesundheitliche Probleme noch von einer Anmeldung abhalten. Lokalmatadorin Katja Konschak ist sich noch nicht im klaren, ob sie die Halbdistanz in Angriff nimmt. Vermutlich wird sie über die verkürzte Distanz starten.

Mit der verkürzten Distanz meinen Sie den ICAN 64, der neu ins Programm aufgenommen wurde. Was verbirgt sich dahinter?

Konschak: Die Athleten schwimmen 1000 Meter, sind anschließend 53 Kilometer auf dem Rad unterwegs und wechseln dann auf die Laufstrecke, die 10 Kilometer lang ist. In der Addition der drei Kilometerangaben ergibt sich die Zahl 64.

Wird es noch weitere Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr geben?

Konschak: Nein, es bleibt alles so wie im vergangenen Jahr. Die Rad- und Laufstrecke ist identisch der aus dem Vorjahr. Außer in der Ortslage von Steigerthal wird aufgrund von Bauarbeiten eine kleine Umleitungsstrecke hergerichtet.

Radfahren oder Laufen – welches Element empfinden Sie als das anspruchsvollste mit Blick auf den ICAN in Nordhausen?

Konschak: Generell nehmen sich beide nicht viel. Ich denke, dass das Laufen im Wettkampf die größte Herausforderung ist. Die geografischen Gegebenheiten lassen keine flache Laufstrecke rund um Nordhausen zu, so dass sie bergig durch die Altstadt und das Gehege verläuft. Die Starter sollten sich ihre Kräfte gut einteilen. Der Kurs ist sehr selektiv, er entscheidet um die Spitzenposition mit. Mein Tipp: Als Athlet sollte man sich Körner fürs Laufen aufheben.
Ich sehe in der schwierigen Laufstrecke vielleicht langfristig gesehen eine Art Markenzeichen, das sich herumspricht und die Athleten sagen: Wenn ich einen schwierigen Wettkampf will, dann gehe ich nach Nordhausen.

Was zeichnet den ICAN Nordhausen noch aus?

Konschak: Es ist zum Einen, dass wir den Sport in die Stadt hineinholen. Mit der Lokalität Innenstadt kommen wir zu den Menschen, sie brauchen vielleicht nur ein paar Schritte zu gehen und sind hautnah bei den Entscheidungen dabei. Ein anderer Aspekt ist eine landschaftlich reizvolle Radstrecke. Viele der Triathleten lieben die Natur. Ein schönes Kompliment erhielten wir von Vorjahressieger Georg Potrebitsch, der sagte, dass ihn die Radstrecke an die Landschaft im Frühling auf Mallorca erinnere. Von den Athleten habe ich im vergangenen Jahr viele positive Rückmeldungen erhalten.

Sie meinten, dass die Organisation gestimmt und alles funktioniert hat. Es ist auch die fantastische Stimmung zum Beispiel am Theaterplatz, wo die Athleten von den Zuschauern begeistert angefeuert und nach ihrem Lauf empfangen wurden. Wir wollen und hoffen, dass es so bleibt und nun erneut viele Zuschauer die Straßen säumen.

Die Vorbereitungen laufen sicherlich schon auf Hochtouren für die zweite Auflage.

Konschak: Die letzten vier Wochen vor dem Wettkampf verläuft die Vorbereitung intensiver. Derzeit sind es vor allem planerische Dinge wie die Bestellung von Finisher T-Shirts oder Badekappen, der Druck von Plakaten und Flyern. Richtig stressig wird es ab Mittwoch (20. August). Dann heißt es: viel Arbeit, wenig Schlaf. Es gilt die Hinweisschilder an der Radstrecke zu platzieren, den Scheunenhof abzusperren und die Wechselzone einzurichten. Am Freitag folgt beispielsweise der Aufbau der Wechselzone an der Sparkasse, des Zielgerüstes und des Teppichs. Es muss bis zum Wettkampf alles hergerichtet sein.

Zu der Vorbereitung gehören auch früh die Gespräche mit Behörden wie Feuerwehr, Polizei und der Firma, die für die Straßensperrung zuständig ist. Das kostet ebenfalls Zeit. Wenn alles so funktioniert wie im Vorjahr, dann freut man sich, dass sich der Stress der vergangenen Tage mehr als gelohnt hat.

Aufgrund des Stresses: Sind Sie lieber Athlet oder Organisator?

Konschak: Ich werde in Nordhausen nie an den Start gehen können. Das ist Fakt. Wenn ich sehe, wie sich die Sportart in Nordhausen in den vergangenen elf Jahren etabliert hat, dann kann man auf das Erreichte und die Entwicklung schon ein wenig stolz sein. Wir haben 2003 bei Null angefangen, der Scheunenhof-Triathlon ist mit dem ICAN eine der wichtigsten Sportveranstaltungen in der Stadt. Wir sind mit dem ICAN auch ein gewisses Risiko eingegangen. Wir wussten nicht, wie wird der Wettbewerb angenommen. Es war ein Experiment, den Triathlon von der grünen Wiese in die Innenstadt zu holen. Es hat funktioniert. Die Zuschauer haben das Format angenommen.

Norhausen ist bisher die einzige deutsche Station in der beliebten Triathlon-Serie. Können Sie sich vorstellen, dass bald ein weiterer deutscher Austragungsort hinzukommt?

Konschak: Ich denke, dass die Serie noch weiter wachsen wird. ICAN-Geschäftsführer Sunil Bhardwaj bemüht sich bereits um weitere internationale Standorte. Er lässt sich für seine Entscheidungen aber Zeit. Eine Lizenz vergibt er nur, wenn die Qualitätsansprüche seinen Anforderungen entsprechen. Bhardwaj sucht sorgfältig aus und prüft, ob die Organisation und die Rahmenbedingungen stimmen. Bei uns hat er es ebenso gehandhabt.
Der deutsche Triathlonmarkt ist der größte in Europa und ziemlich umkämpft. Die Wettkämpfe sind von der Organisation und der Qualität schon Spitze. Deshalb wird es schwierig sein, in Deutschland noch ein ICAN-Rennen zu etablieren. Ich sehe die Expansion von weiteren Rennen eher im osteuropäischen Raum. Polen ist eine wirtschaftlich aufstrebende Nation. Triathlon-Veranstaltungen in dieser Form sind nur in Ländern möglich, die wirtschaftlich gut aufgestellt sind.

Welchen Stellenwert hat für Sie der ICAN Nordhausen im Vergleich zu anderen traditionsreichen Veranstaltungen wie in Frankfurt (Ironman European Championship) oder Roth (Challenge Roth)?

Konschak: Ein Vergleich mit den größeren Standorten wie Frankfurt, Hamburg, Roth oder Köln, München, Wiesbaden und Leipzig verbietet sich. Schon allein wegen der Bevölkerungszahlen. Millionenstädte wie Hamburg oder München haben einfach bessere Möglichkeiten 2000 bis 3000 Triathleten zu rekrutieren. Wir müssen versuchen mit dem Format, was wir haben, Sportler aus ganz Deutschland nach Nordhausen zu locken. Das ist sehr schwierig. Dafür braucht es Zeit und ein langes Durchhaltevermögen, bis sich die guten Bedingungen herumgesprochen haben.Geschafft hat man es dann, wenn man an einem Punkt angelangt ist, wo die Veranstaltung zum Selbstläufer wird. Wir stehen noch ganz am Anfang. Aktuell sind es 150 Anmeldungen für den ICAN Half. In vier, fünf Jahren hoffen wir auf 300 bis 400 Teilnehmer. Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft. Man muss auch etwas geduldig sein, seine eigenen Erwartungen dämpfen. Ich dachte, es geht etwas schneller mit dem Anstieg der Teilnehmerzahlen, aber es ist doch schwieriger als erwartet. Das Wichtigste ist: Wir sind überzeugt von dem Konzept und die Stadt steht ebenfalls hinter uns.
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