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„Francisco de Goya | Salvador Dalí | Los Caprichos“ vom 3. Juli bis 4. Oktober 2015 im Kunsthaus Meyenburg Nordhausen

Montag, 06. Juli 2015, 13:32 Uhr
Nordhausen. Nach großen Werkschauen zu Pablo Picasso und Joan Miró in den vergangenen Jahren widmet sich das Kunsthaus Meyenburg im Sommer 2015 wieder der spanischen Kunst. Dieses Mal mit einer außergewöhnlichen Doppelausstellung zu Francisco de Goya und Salvador Dalí.

zur Vernissage (Foto: Ilona Bergmann, Pressestelle Stadt Nordhausen) zur Vernissage (Foto: Ilona Bergmann, Pressestelle Stadt Nordhausen)
Goya (1746 – 1828), der 1786 als Pintor del Rey und Hofmaler in Spanien bekannt wurde, gehört zu den bedeutendsten Künstlern des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Er schuf 1797-98 die Folge „Los Caprichos“ – die „launigen Einfälle“ - aus 80 Radierungen mit zeit- und gesellschaftskritischen Themen und kündigte damit eine vollkommen neue Phase seiner Kunst an. Goya kritisiert in diesen Blättern auf faszinierende Weise mit bitterem Spott sowohl die menschlichen Schwächen als auch die politischen Missstände seiner Zeit.

Zur Ausdruckssteigerung nutzte er alle Möglichkeiten, welche die grafische Technik ihm bot. Expressive Strichsetzung und starke Hell-Dunkel-Kontraste wurden von Goya gezielt eingesetzt, um die gewünschte Aussage zu erzielen. Seine Werke zeigen in schonungsloser Offenheit, die Schwächen, Bosheiten und Laster der Menschen. Deshalb gilt er als einer der tiefgründigsten Schilderer der menschlichen Psyche in der Kunst.

Für viele Künstler in Spanien und ganz Europa ist die Beschäftigung mit Goyas Erbe auch heute noch eine interessante Herausforderung. Jedoch empfinden viele Betrachter Dalís Umgang mit Goyas Hinterlassenschaft fast als Sakrileg.

Salvador Dalí (1904 – 1989), der zu den bedeutendsten Vertretern des veristischen Surrealismus gehört, taucht in seinen Werken stets tief in die Welt der Phantasie ein. Alles wird zur poetischen Komposition und zur Traumwelt. Das Leben von Salvador Dalí war – wie seine phantastischen Werke – durch einen Hang zum Überwirklichen, Unbewussten, Wunderbaren und Geheimnisvollen geprägt. Unter dem Einfluss der surrealistischen Bewegung, der er sich 1928 neben Picasso und Miró anschloss, entwickelte er seine aus dem Unterbewusstsein auftauchenden traumhaften Bildvisionen. Inspiriert und fasziniert von Sigmund Freud hoffte Dalí, durch die Erforschung der Träume, neue Ideen für seine Bilder zu finden. Auf der Suche nach dem Unbekannten stieß er auf das Phänomen der Zeit – z.B. mit seinen bekannten „weichen Uhren“, als Metapher für die flüchtige Natur des Menschen und seinen Verfall. Seine bizarren Darstellungen gleichen häufig Traumszenen in unmöglichen Verbindungen, die jedoch auch reale Objekte oder Landschaften aus seinem persönlichen Umfeld integrieren.
Dalís Metamorphosen zu den „Caprichos“ von Goya haben ebenfalls eine ganz eigene Aussage. Salvador Dalí hat sich nicht zuletzt wegen ihrer anhaltenden Aktualität bewusst diese Blätter zur „Nachbearbeitung“ ausgewählt und widmet sich in seinem letzten großen grafischen Zyklus diesem Thema. Sein Zyklus ist gleichzeitig auch als Hommage an den großen Vorgänger anzusehen.

Dalí integrierte in die goyaschen Vorlagen seine typischen Bildelemente, wie die fließenden Formen, ergänzte Leerräume und Hintergründe durch Figürliches und Groteskes oder setzte das Motiv in eine neue Landschaft. Die vormals durch den Hell-Dunkel-Kontrast wirkenden schwarzen Radierungen wurden von Dalí farbig koloriert und mit neuen Titeln versehen. Die Inhalte der einzelnen Blätter waren schon bei Goya schwer durchschaubar. Dalí hat sie auf 79 Blättern verändert und die Titel fast noch unverständlicher gemacht. Nur Blatt Nr. 43 bleibt unverändert und trägt – wie bei Goya – den Titel „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“. Diese symbolhaften Zweideutigkeiten machen jedoch auch heute noch den Reiz dieser faszinierenden Grafiken aus. Der Verleger Berggruen erkannte die künstlerische Bedeutung von Dalís Metamorphosen und brachte sie 1977 in einer kleinen Auflage heraus.

Die Ausstellung bietet durch die direkte Gegenüberstellung der Werke von Goya und Dalí die einmalige Möglichkeit, das Anliegen der beiden großen spanischen Künstler auf engem Raum nebeneinander in einer Ausstellung intensiv zu betrachten und ihre erstaunlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu ergründen. Die Ausstellung präsentiert die kompletten Radierzyklen von Francisco de Goya und Salvador Dalí mit 160 Arbeiten. Die Leihgaben wurden dankenswerter Weise aus der Sammlung Richard H. Mayer in Zusammenarbeit mit den Kunstgalerien Böttingerhaus in Bamberg zur Verfügung gestellt.

Die Ausstellung ist bis zum 4. Oktober im Kunsthaus Meyenburg, Di bis So 10 bis 17 Uhr zu sehen. (Eintritt: 6,50 €, ermäßigt: 4.50 €, Kinder bis zum vollendeten 16. Lebensjahr: frei)

Susanne Hinsching, Leiterin Kunsthaus Meyenburg
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