Nordhausen April 1945

Förstemannstraße

Keglerheim (Foto: Stadtarchiv Nordhausen) Keglerheim (Foto: Stadtarchiv Nordhausen) Nordhausen war auf schwere Luftangriffe nur ungenügend vorbereitet. Mit dem Ausbau der Luftschutzanlagen wurde erst spät begonnen, denn in den ersten Kriegsjahren rechnete man nicht mit Luftangriffen auf die Stadt, welche auch kein herausragendes Ziel für die alliierte Luftkriegsführung war. Vor den Luftangriffen im April 1945 gab es sechs öffentliche Luftschutzräume in der Stadt und zwei Luftschutzstollen. Hinzu kamen verschiedene „Deckungsgräben“ quer durch die Stadt.

Förstemannstrasse 2 (früher Keglerheim) (Foto: Tino Trautmann) Förstemannstrasse 2 (früher Keglerheim) (Foto: Tino Trautmann) Im Kegler-Klubheim in der Förstemannstraße 2 wurde der Gewölbekeller zu einem öffentlichen Luftschutzraum mit einem Fassungsvermögen für 250 Personen ausgebaut. Nach der Sirenenwarnung am Morgen des 4. April flüchteten sich über 500 Menschen in den Keller, der bei dem Angriff einen Volltreffer erhielt. Waltraud Schlemmer, die Tochter des damaligen Inhabers der Gaststätte, überlebte den Luftangriff in dem Keller: „Ein furchtbarer Anblick bot sich. Eine Bombe hatte den Saal und die Decke des rechten Gewölbes durchschlagen und ein Loch von etwa fünf mal fünf Meter geschaffen. Die eingestürzten Trümmer und Balken hatten Menschen erschlagen, und andere saßen regungslos an der Kellerwand mit vermutlich geplatzten Lungen Durch den Druck-Sog war sogar ein Kinderwagen durch die Öffnung nach draußen geschleudert worden. Er hing dann breitgequetscht an einem Baum am Abhang.“

Gemäß den Aufzeichnungen der Bergungstrupps wurden nach dem 4. April 60 Leichen aus dem zerstörten Keglerheim geborgen. Zeitzeugen berichten, es seien bis zu 80 Menschen gewesen, die hier den Tod fanden. Es ist, abgesehen von den knapp 2.000 Toten in der Boelcke-Kaserne, der Ort mit der höchsten Totenzahl nach den Luftangriffen im April 1945 in Nordhausen.

Mitte der achtziger Jahre wurden die Reste des Klubheims abgetragen, das Foto des noch vorhandenen Eingangs zum Gewölbekeller entstand kurz vor dem Abriss. Heute befindet sich ein Discounter auf dem Gelände.
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