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Das neue Schuljahr steht in den Startlöchern - Die Nordhäuser digitale Pilotschule im Interview

Montag, 17. August 2020, 13:04 Uhr
IT-Ausstattung Schulen Stadt Nordhausen (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) IT-Ausstattung Schulen Stadt Nordhausen (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen)
Das neue Schuljahr steht in den Startlöchern. Bei den Themen stehen immer noch Digitalisierung, Corona und der Umgang an den Schulen im Vordergrund. Wie die Staatliche Regelschule G. E. Lessing als digitale Pilotschule mit dem Lockdown umgegangen ist und was sich aus den Erfahrungen in den neuen Schulalltag übernehmen lässt, berichtet Kati Flöder, Direktorin der Nordhäuser Regelschule.

1) Die Staatliche Regelschule G. E. Lessing ist seit gut einem Jahr digitale Pilotschule Thüringens. Was bedeutete dies für die Phase der Schulschließung?

Kati Flöder: Die Schulschließung bedeutet in Bezug auf unser Pilotschulvorhaben, dass wir einerseits in unserem Entwicklungsvorhaben gebremst wurden, andererseits aber auch schon gesammelte Erfahrungen in die Organisation des „Distance Learnings“, also Fernunterricht, mit einbringen konnten.


2) Für alle, für die „Distance Learning“ „Neuland“ ist, können Sie kurz erläutern, was die Lernplattform Thüringer Schulcloud (TSC) ist?

Die Lernplattform Thüringer Schulcloud (TSC) soll unter normalen schulischen Bedingungen den Unterricht erweitern und durch die Möglichkeiten eines Learning Management Systems die Unterrichtsqualität verbessern. Ein reines „distance learning“ war und ist nicht vorgesehen. In Zeiten der Schulschließung ist es aber die einzige Möglichkeit, eine Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern zu Unterrichtsthemen zu erlangen.
Die Cloud an sich bietet viele Funktionen, die es ermöglichen, Themen zu präsentieren, Schüleraufgaben zielgerichtet zu stellen und was am wichtigsten ist, den Schülern ein individuelles Feedback zu ihren bearbeiteten Aufgaben zu geben. Sie ist somit in Zeiten der Schulschließung ein extrem wichtiges Instrument und außerordentlich hilfreich.


3) Hat die Nutzung der TSC funktioniert?

Seit Beginn der Pilotphase wurde uns als Pilotschule der Zugang zu einer digitalen Lernplattform (Thüringer Schulcloud/TSC) zugesichert. Der tatsächliche Zugang verzögerte sich aus verschiedenen Gründen. Wir erhielten den Zugang 10 Tage nach Schulschließung. 10 Tage davor wären für uns deutlich günstiger gewesen. Außerdem wurde die Schulcloud dann für alle Schulen freigegeben, was zu einem großen Ansturm auf die Plattform führte und natürlich auch zu einer Überlastung der Support-Mitarbeiter und Verantwortlichen für die Thüringer Schulcloud beim Schulportal. In einer sehr arbeitsintensiven Phase haben wir es nach Erteilung des Zugangs geschafft, fast alle Schüler unserer Schule an der Cloud anzumelden. Das Anmeldeverfahren gestaltete sich teilweise als sehr kompliziert und Erklärungen am Telefon, ohne visuelle Demonstration machten das Ganze noch mühseliger.
Viele unserer Kollegen haben inzwischen bereits Kurse, Themen und Aufgaben angelegt und somit die Plattform mit Lerninhalten gefüllt. Seitens der Schüler wird die Schulcloud in unterschiedlichem Maße genutzt.


4) Wie muss man sich die digitale Arbeit zwischen den Lehrerenden einerseits sowie den Schülerinnen und Schülern andererseits vorstellen?

Im günstigsten Fall so, dass die Lehrer und Lehrerinnen für ihr Fach einen Kurs mit entsprechenden Themen auf der TSC erstellen und dazu Informationen und Erklärungen präsentieren. Die Erstellung von Erklärvideos, virtuellen Exkursionen und digitalen Schulstunden erlebt gerade einen regelrechten Boom. Zu den Themen werden Aufgaben angelegt, deren Lösung die Schüler auf die Cloud stellen. Die Lehrer und Lehrerinnen schauen sich diese an und bewerten sie mit einem Worturteil.
Fragen organisatorischer Art bzw. auch fachliche Fragen können von den Schülern direkt im Kurs oder auch im Klassenteam gestellt werden. Da wir in das Home Schooling ohne den Cloudzugang gestartet waren und sich der Anmeldeprozess der Schüler relativ lange hinzog, gab es die Hilfsvariante, die Schüleraufgaben im geschlossenen Bereich der Schulhomepage zur Verfügung zu stellen. Dadurch liegen diese Aufgaben meist als PDF Datei vor. Inzwischen haben viele Kollegen festgestellt, dass diese Form für die Cloud nicht ideal ist. An der Entwicklung einer didaktisch ausgereifteren Variante für die Schulcloud arbeiten wir.


5) War die prompte Nutzung durch alle Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung für die Infrastruktur der Schule oder die Cloud?

Die prompte Nutzung war eine enorme Herausforderung für die Lehrer, Schüler, Eltern und die Infrastruktur der familiären Netze. Die Infrastruktur der Schule hatte ja erst einmal Urlaub.
Die Cloud selber bereitete uns im April außerdem 10 Tage lang schlaflose Nächte, da in dieser Zeit kein Datei Upload funktionierte. Wir glauben, in diesen 10 Tagen sehr viele Schüler als aktive Mitarbeiter auf der Cloud „verloren“ zu haben, obwohl sie zu Beginn reges Interesse zeigten und die Lösungen ihrer Aufgaben problemlos hochladen konnten. Das Problem konnte behoben werden, so dass wir im Moment mit den Möglichkeiten der Cloud zufrieden sind.

Seit vergangener Woche führen wir in zwei Lehrerteams eine Art „Barcamp“ durch, auf dem wir die Probleme aber auch die positiven Möglichkeiten der Cloud besprechen und multiplizieren. Ein paar Bugs gibt es noch, aber die Testphase, in der wir uns ja eigentlich immer noch befinden, soll ja auch dazu dienen, Nachbesserungen anzuschieben.

Wir müssen außerdem weiterhin die Schüler dazu motivieren, ihre Arbeitsergebnisse auf der Cloud zu präsentieren. Bei vielen gibt es unnötiger Weise noch eine Hemmschwelle. Die gilt es abzubauen.

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