Meldung

Zur Erinnerung an die Überlebenden und Toten des KZ „Mittelbau-Dora“ Baumpflanzung als Auftakt zum Ehrenhain

Dienstag, 12. April 2011, 10:19 Uhr
Nordhausen (psv) „Vergessen führt in die Gefangenschaft. Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“, mit diesen Worten begrüßte Oberbürgermeisterin Barbara Rinke gestern die Gäste zum Spatenstich für den Gedenkhain an die Toten und Überlebenden des KZ „Mittelbau-Dora“. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Häftlingsbeirates der KZ-Gedenkstätte „Mittelbau-Dora“, Albert van Hoey pflanzte sie symbolisch den ersten Baum - einen Gingko – am Fuße des Petersberges in der Sangerhäuser Straße.

Gedenkhain (Foto: Patrick Grabe) Gedenkhain (Foto: Patrick Grabe)
Albert van Hoey im zukünftigen Gedenkhain. Die Birkenstandorte wurden mit einem weißen Fliederstrauß gekennzeichnet. (Fotos (2): Patrick Grabe)

Der Ort des Hains habe eine besondere Aussagekraft, sagte Frau Rinke, denn vom benachbarten Petersberg habe man einen Blick auf die ehemaligen Schreckensplätze: Zum Lager selbst in Richtung Nordwesten, in Richtung Südosten zum Außenlager Boelke-Kaserne, in Richtung Osten zum Ehrenfriedhof für die Opfer des Nationalsozialismus und in nördlicher Richtung zum Rathaus. Der Hain selbst befindet sich am Fuße des Petersbergs, einem symbolischen Ort für diese Stadt, denn auch er liegt, wie 80 Prozent des Stadtgebietes, nach den Bombenangriffen am 3. und 4. April 1945 in Schutt und Asche.

„Der Hain als Ort der Mahnung und als Stätte der Erinnerung wird dauerhaft sein – dafür stehen die Bäume, die gegen das Vergessen anwachsen werden“, sagte die Oberbürgermeisterin. „Die Birken werden ein bleibendes Symbol sein, denn sie können mehr als 150 Jahre alt werden. Der Gingko wird sogar mehr als 50 Menschengenerationen überdauern.“

Gedenkhain - Gingko (Foto: P. Grabe) Gedenkhain - Gingko (Foto: P. Grabe)
„Der Gingko steht für alle nicht namentlich genannten Häftlinge“, sagte Albert van Hoey. „Der Baum soll durch seine zentrale Einzelstellung im Hain auch die Individualität jedes einzelnen Häftlings symbolisieren – der vielen unbekannten Opfer, die dem Lager nicht mehr entrinnen konnten bzw. als Befreite und Überlebende inzwischen verstorben sind.“ Überwältigt von der Größe des Hains und vom eingelösten Versprechen der Stadt Nordhausen vor einem Jahr, einen Gedenkhain anzupflanzen, bedankte sich Albert van Hoey im Namen der Häftlinge von ganzen Herzen. „Das haben wir nicht erwartet!“

„Die Pflege des Hains werden jetzt die Schüler und Lehrer der benachbarten Petersbergschule übernehmen, so dass wir damit die Erinnerung weiter an die nächste Generation gegeben haben“, sagte Frau Rinke.

Die Gestaltung des Gedenkhains wird mit der Pflanzung von 53 weißrindigen Birken im Juni 2011 abgeschlossen sein. Jede Birke steht für einen Häftling, der im vorigen Jahr anlässlich der Gedenkfeier zum 65. Jahrestag der Befreiung des KZ von der Oberbürgermeisterin eine Baumurkunde mit dem Versprechen geschenkt bekam, einen Gedenkhain zur Erinnerung gegen das Vergessen anzulegen. Eine kleine Schrifttafel im Stammfußbereich jeder Birke wird den Namen des ehemaligen Häftlings tragen.


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