Nordhausen April 1945

Hohekreuzstraße

Nach den Luftangriffen im April 1945 war die Innenstadt Nordhausens zu fast 80 Prozent zerstört, von den gut 13.000 Wohnungen der Stadt war die Hälfte nicht mehr vorhanden, weitere 35 Prozent nur teilweise bewohnbar. Tausende Menschen waren obdachlos, die Schaffung neuen Wohnraums stand deswegen im Mittelpunkt des Wiederaufbauprogramms für Nordhausen. Das Viertel unterhalb des heutigen August-Bebel-Platzes bis zur Hohekreuzstraße bildete hierfür einen ersten Schwerpunkt. Hier wurden bis Ende der fünfziger Jahre neben der Wiederherstellung alter Gebäude neue Reihenhäuser gebaut, die bis heute die Blödau- und Hohekreuzstraße prägen. Insgesamt entstanden in diesem Viertel 600 neue Wohnungen. Anders als in der wieder dicht bebauten Blödaustraße wurde die Hohekreuzstraße aber nur einseitig bebaut, um nach Süden einen freien Blick zu ermöglichen.

Das historische Bild zeigt Ecke Töpferstraße/Stolberger Straße, der Demonstrationszug um 1950 enthielt einen Wagen des "Kommunale(n) Wirtschafts-Unternehmens" um 1950, der mit dem Modell Bedeutung und Stil des Wiederaufbaus der Hohekreuzstraße präsentierte. Aktuelles Bild: Hohekreuzstraße / Ecke Körnerstraße (Foto: Stadtarchiv Nordhausen, Tino Trautmann)


In der unterschiedlichen Bebauung von Blödau- und Hohekreuzstraße wird der „Wiederaufbaukompromiss“ Nordhausens deutlich: Die zerstörte Stadt galt unter den hier tätigen Architekten als große Möglichkeit, aus den Trümmern eine neue „Musterstadt“ zu errichten, die mit ihrer großzügigen Bebauung beispielgebend sein könne für den Wiederaufbau vieler Städte in Ostdeutschland. Aber diese Pläne stießen auf die Realität einer angesichts des allgegenwärtigen Mangels an Material und Arbeitskräften mit dem Wiederaufbau überforderten Stadt und einer skeptischen Bürgerschaft, die neben dem Neuen das Alte bewahren oder wiedererrichten wollte. Dies gelang nicht immer. Doch aus Nordhausen wurde auch keine „kleine Stalinstadt“, wie noch in den sechziger Jahren von nach Westdeutschland exilierten Nordhäusern befürchtet.
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