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60. Jahrestag der Befreiung KZ-Mittelbau-Dora: Stadt bittet ehemalige Häftlinge zum Empfang / Eintragung ins Goldene Buch

Donnerstag, 07. April 2005, 11:49 Uhr
Nordhausen (gstmd) Am Montag, dem 11. April 2005, wird der 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora begangen werden.

Um 11 Uhr wird die Einweihung des Museumsgebäudes in Mittelbau-Dora stattfinden. Im Gedenken an die Opfer des Konzentrationslagers werden um 13 Uhr die Opferverbände Kränze am ehemaligen Krematorium in der KZ Gedenkstätte Mittelbau-Dora niederlegen. Über einhundert ehemalige KZ-Häftlinge werden zu diesem Anlass aus allen Teilen West- und Osteuropas sowie aus Israel und Australien nach Nordhausen anreisen.
Die Übergabe des Museumsgebäudes wird um 11 Uhr mit der Einspielung eines kurzen Dokumentarfilmes, den die US-Armee nach der Befreiung des Lagers Dora im April 1945 aufnahm, und der Begrüßung durch den Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora Dr. Jens-Christian Wagner beginnen.

Anschließend wird der Thüringische Sozialminister Dr. Klaus Zeh ein Grußwort sprechen. Folgen werden Ansprachen des belgischen ehemaligen Häftlings und Vorsitzenden des Häftlingsbeirates der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora Albert van Hoey und Warren Millers von der U.S. Commission for the Preservation of America?s Heritage Abroad. Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Prof. Dr. Volkhard Knigge wird seinen Dank aussprechen.

Im Anschluss wird ein Geländemodell vor dem Museumsgebäude enthüllt werden. Der Bau des Außenmodells des KZ Mittelbau-Dora, dessen Bauten nach 1945 weitgehend demontiert wurden, ist in Zusammenarbeit mit der U.S. Commission for the Preservation of America?s Heritage Abroad durch eine Spende von Bruce und Amy Epstein ermöglicht worden.

Bei der Kranzniederlegung vor dem ehemaligen Krematorium um 13 Uhr werden sechs Überlebende des KZ Mittelbau-Dora Gedenkworte sprechen: General Bernard d?Astorg aus Frankreich, Ornan Lev-Ary aus Israel, Zbginiew Mikołajczak aus Polen, Franz Pjatnickij aus Russland, Franz Rosenbach aus Deutschland und Prof. Dr. Dick de Zeeuw aus den Niederlanden.

Zwischen 14 und 17 Uhr sind alle Interessierten eingeladen, das neu errichtete Museumsgebäude zu besichtigen. Gleichzeitig werden im Kinosaal erstmals amerikanische Dokumentarfilme der Befreiung präsentiert werden. Die Filme zeigen, zum Teil in Farbe, das Lager Dora und das in der Stadt Nordhausen gelegene Außenlager Boelcke-Kaserne nach der Befreiung durch die US-Armee. Aufnahmen aus Gardelegen erinnern eindrücklich daran, dass nur wenige Häftlinge im KZ Mittelbau-Dora befreit wurden. Der größte Teil der Häftlinge wurde Anfang April auf die berüchtigten Todesmärsche getrieben, um sie in andere Konzentrationslager zu „evakuieren“, wie es die SS nannte. Etwa 8000 Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora starben auf den Todesmärschen. Bei Gardelegen kamen am 13. April 1945 über 1000 KZ-Häftlinge in einer von SS-, Volkssturm- und Wehrmachtsangehörigen angezündeten Feldscheune grausam zu Tode.

Die Stadt Nordhausen lädt die ehemaligen Häftlinge um 19.30 zu einem Gedenkkonzert im Theater Nordhausen ein. Nach der Begrüßung durch die Oberbürgermeisterin Barara Rinke und der Darbietung von Frank Martins Oratorium „In terra pax“ werden sich die Überlebenden des KZ Mittelbau-Dora in das Goldene Buch der Stadt Nordhausen eintragen.


Im April 2006 wird im Erdgeschoss des neen Gedenkstätten-Gebäudes eine neue Dauerausstellung zur Geschichte Mittelbau-Doras eröffnet werden. Kernthema der Ausstellung wird die KZ-Zwangsarbeit sein, für die das KZ Mittelbau-Dora modellhaft steht. Das KZ Mittelbau-Dora war eines der ersten und bei Kriegsende das weitaus größte Konzentrationslager, das ausschließlich mit dem Ziel gegründet wurde, die Arbeitskraft der Insassen für die deutsche Kriegswirtschaft auszubeuten.
Das Lager Dora wurde erst im August 1943 gegründet. Zunächst ein Außenlager des KZ Buchenwald, wurde es im Oktober 1944 zusammen mit weiteren Buchenwalder Außenlagern in der Harzregion zum KZ Mittelbau verselbständigt. Damit war das KZ Mittelbau das letzte von den Nationalsozialisten gegründete Hauptlager. Insgesamt wurden über 60.000 Menschen in das KZ Mittelbau-Dora deportiert, von denen mindestens 20.000 das Kriegsende nicht erlebt haben. Am 11. April 1945 befreiten Einheiten der III. US-Armee das Lager. Sie fanden nur die wenigen Hundert Häftlinge vor, die so stark geschwächt waren, dass sie von der SS nicht auf Todesmärsche geschickt werden konnten. Viele dieser Häftlinge starben direkt nach der Befreiung an den Folgen der KZ-Haft.
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