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Was macht ein Schienenschleifwagen - Ein Interview mit dem Betriebsleiter Straßenbahnverkehr der VBN

Freitag, 18. März 2022, 11:22 Uhr
Alle vier bis fünf Jahre fährt ein Schienenschleifwagen das gesamte Straßenbahnnetz Nordhausens ab - Was das Gerät macht und warum die Schienen geschliffen werden müssen, erklärt Stefan Länger, Betriebsleiter Straßenbahnverkehr der Verkehrsbetriebe Nordhausen GmbH.

Gemeinsam mit Stefan Länger, Betriebsleiter Straßenbahnverkehr der Verkehrsbetriebe Nordhausen GmbH, stehen wir vor einem orangefarbenen Triebwagen.

Um was für ein Gefährt handelt es sich?
Wir stehen vor dem Schienenschleifwagen Triebwagen (TW) 169 der Halberstädter Verkehrs GmbH (HVG). Als Arbeitstriebwagen diente er bis Anfang der 90-iger Jahre als Rekotriebwagen 32 (TZ 70, Baujahr 1974). Im Jahr 2010 wurde der GT4 161 (ex Freiburg TW 105) zum Gleispflegewagen umgebaut. Die HVG hat im Jahr 2013 den Schleifwagen 405 übernommen, er kommt seitdem als TW 169 zum Einsatz.

Warum kommt der Schienenschleifwagen zum Einsatz?
Das Schleifen der Schienen dient dem Erhalt oder der Wiederherstellung einer ebenen Schienenoberfläche. Der Schienenschleifwagen ist mit Schleifscheiben ausgerüstet und kann während der Fahrt die Schienen abschleifen und somit Unregelmäßigkeiten beseitigten. Das regelmäßige Schleifen der Schienen ist daher ein wichtiger Teil der Instandhaltung des Oberbaus.

Also, um nicht ständig die Gleise zu erneuern, muss eine gewisse Pflege des Schienennetzes durchgeführt werden.
Das gelingt mit dem Schienenschleifwagen, der während der Fahrt die Schienen abschleift und Unregelmäßigkeiten beseitigt. Dieses Schienenputzen kommt in regelmäßigen Abständen, alle vier bis maximal fünf Jahre, im Streckennetz der Verkehrsbetriebe Nordhausen zum Einsatz.

Was passiert mit den Schienen im Betrieb?
Die Schiene unterliegt im Betrieb vielfältigen Einflüssen, die den Verschleiß fördern. Ebenso vielfältig ist die Form möglicher Schienenfehler und Schäden, die daraus entstehen können. Schienenfehler sollten möglichst frühzeitig erkannt und beobachtet werden, um sie rechtzeitig zu beheben.

Also nutzen sich Schienen durch regelmäßige Belastung genauso ab wie beispielsweise Straßen?
Ganz genau! Im normalen Bahnbetrieb werden die Schienen abgenutzt. Durch die statischen und dynamischen Lasten ändert sich mit der Zeit der Querschnitt des Profils – der Fahrkopf wird buchstäblich „abgefahren“. Der Schienenstahl wird rund um die Kontaktstelle Rad/Schiene langfristig kaltverformt und auch das Radprofil nutzt sich ab.

Lässt sich dieser Prozess prophylaktisch verhindern?
Gänzlich verhindern lässt sich die Abnutzung natürlich nicht, jedoch durch die richtige Wahl des Schienenwerkstoffes und auch durch Bogen- oder Spurkranzschmieren abschwächen. Die sorgfältig geformten Profile und damit das Zusammenspiel aller Komponenten entfernen sich früher oder später immer weiter vom Idealzustand, der Lauf wird unruhiger, die Kontaktstelle ändert sich in Größe und Lage und der Verschleiß nimmt schließlich stärker zu.

Treten die Abnutzungen gleichmäßig oder an exponierten Stellen auf?
Insbesondere in engen Bögen wird es immer einen verhältnismäßig größeren Materialabtrag an der bogenäußeren Schiene geben, verglichen mit der inneren. Bei nicht sehr hohen Verschleißfestigkeiten des Schienenstahls (z. B. Standardstähle) kann ein häufiger Schienenwechsel eine Folge sein. Daher werden in Bögen gern verschleißfestere Schienen mit wärmebehandeltem Fahrkopf verbaut.


Kurz erklärt: Riffel, Head Checks und Eindrückungen

Riffel sind kurzwellige Fahrbahnunebenheiten in regelmäßigem Abstand, ähnlich den Schlupfwellen, mit nur geringer Tiefe und ohne Aufhärtung. Sie sind auf dem Fahrkopf gerader Abschnitte und in Bögen mit großem Kurvenradius zu finden.

Bei Head Checks handelt es sich um Risse auf der Oberfläche des Schienenkopfs infolge von Rollkontaktermüdung durch hohe Radsatzlasten und Fahrgeschwindigkeiten.

Zu Eindrückungen im Bahnbetrieb kommt es immer wieder, wenn auf dem Fahrkopf liegende Gegenstände überrollt werden. Gesteine, Metallteile und andere kleine, harte Objekte hinterlassen dabei Spuren im Schienenstahl infolge von Kaltverformung. Die Fahrfläche zeigt dann Eindrückungen, die lokal auf eine Stelle begrenzt sind.

Technische Details des Schienenschleifwagens TW 169:
  • Länge: 11.500 mm
  • Breite: 2.200 mm
  • Gewicht: 15,50 to
  • Höhe: mit Aufbau max. 3,30 m
  • Spurweite: 1.000 mm
  • mit Schleifscheiben ausgerüstet, kann während der Fahrt die Schienen abschleifen und somit Unregelmäßigkeiten beseitigten
  • kommt in regelmäßigen Abständen (alle 4 – 5 Jahre) im Streckennetz der Verkehrsbetriebe Nordhausen zum Einsatz.

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