Meldung
60. Jahrestag der Befreiung von Antwerpen - OB Rinke: Von gegensätzlichen Gefühlen bewegt
Montag, 06. September 2004, 16:50 Uhr
Nordhausen (psv) Am Wochenende hat Nordhausens Oberbürgermeisterin Barbara Rinke an den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Befreiung der Stadt Antwerpen von der deutschen Besatzung teilgenommen. Sie war einer offiziellen Einladung des Antwerpener Oberbürgermeisters Patrick Janssens gefolgt.
In der belgischen Stadt wurde am Wochenende zugleich der Landung der Alliierten in Europa während des 2. Weltkrieges gedacht.
Bei der Enthüllung eines neuen Gedenksteines am Königlichen Museum für Schöne Künste, der an den Beschuss Antwerpens mit V-Waffen erinnert, habe sie auf die gegensätzlichen Gefühle verwiesen, die sie bewegten: eine Mischung aus Trauer, Schuld und Demut für die Opfer, die die Produktion der V-Waffen im Nordhäuser Konzentrationslager Mittelbau-Dora und die Bombardierung Antwerpens mit eben diesen Waffen gefordert habe. Besonders tragisch sei gewesen, dass belgische Häftlinge gezwungen worden seien, Waffen zu montierten, mit denen später ihre Familienangehörige getötet wurden.
Sie habe auch darauf verweisen, dass sie andererseits stolz und dankbar sei, weil Vertreter der Stadt Nordhausen zu diesem für Antwerpen so wichtigen Tag eingeladen worden seien - zumal sie, so weit überblickbar, die einige offizielle politische Vertreterin aus Deutschland gewesen sei. Sie habe das Gefühl gehabt, dass sie mit dem Bekenntnis zur deutschen Verantwortung etwas ausgesprochen habe, auf das viele der Anwesenden - darunter ehemalige Häftlinge und Angehörige der Opfer der Bombardierungen ? so dringend und lange gewartet hätten. Nur, wer sich zu seiner historischen Verantwortung öffentlich bekenne, könne auch einen gemeinsamen Neuanfang wagen, so die OB. Noch im Vorfeld der Veranstaltung habe es allerdings Vorbehalte gegeben, ob ein Vertreter aus Deutschland bzw. Nordhausen überhaupt sprechen bzw. einen Kranz am neuen Gedenkstein niederlegen solle. Sie habe auch darauf verwiesen, dass Antwerpen und Nordhausen ein gemeinsames Schicksal verbinde - mit dem tausendfachen Tode und der Zerstörung der Städte durch unzählige Bomben. Die Menschen beider Städte hätten unmittelbar erleben müssen, was Krieg bedeute.
Ihr Eindruck sei, dass durch die Veranstaltung in Antwerpen ein wichtiger Schritt in Richtung Versöhnung zwischen beiden Städten getan worden sei ? ohne allerdings zu vergessen. Sie sei dem ehemaligen Dora-Häftling Leopold Claesens sehr dankbar, dass er den Anstoß für die Freundschaft beider Städte gegeben habe.
Auf dem Besuchsprogramm hatten darüber hinaus zahlreiche Gedenk-Feiern - vor allem der Briten und Kanadier - gestanden, darunter ein großer Umzug von britischen Militärfahrzeugen durch die Stadt, eine Gedenkzeremonie an einem alliierten Panzerwrack an der Zufahrtsstraße nach Antwerpen, ein Zapfenstreich sowie ein Empfang im Antwerpener Rathaus. Weiterhin habe es ein großes Volksfest gegeben. Gäste bei den Veranstaltungen seien viele frühere alliierte Soldaten, diverse europäische Botschafter sowie Vertreter des belgischen Königshauses gewesen. Widerstandskämpfer ? auch aus Deutschland ? hätten ebenfalls den Veranstaltungen beigewohnt.
Sie habe den Antwerpener Oberbürgermeister für den April kommenden Jahres nach Nordhausen eingeladen anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau ? Dora.
Es war eine schwierige Veranstaltung und sehr bewegende Tage in Antwerpen, die dazu beigetragen haben, die Bande zwischen unseren beiden Städten enger zu knüpfen, so die Oberbürgermeisterin. Eine Städtepartnerschaft habe man zwar noch nicht konkret ins Auge gefasst, allerdings schon über weitere gemeinsam Vorhaben ? zum Beispiel auf kulturellem Gebiet - gesprochen.
Ein Vertreter des Vereins neue ebenen und der Harzer Schmalspurbahnen GmbH hatten ebenfalls an den Veranstaltungen teilgenommen.