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Situationen des Augenblicks - Interview mit Marco Kneise

Donnerstag, 04. Oktober 2018, 08:00 Uhr
Fotoausstellung Kneise (Foto: Marco Kneise) Fotoausstellung Kneise (Foto: Marco Kneise)
Ab 4. Oktober ist Ihre Werkschau „Kleine Momente ganz Groß“ im Kunsthaus Meyenburg zu sehen. Handelt es sich um Schnappschüsse oder haben Sie sich ganz bewusst auf die Suche begeben, um Menschen und ihre Alltagsmomente zu fotografieren?

Da keines der gezeigten Bilder inszeniert ist und von seiner Spontanität lebt, kann man die Fotos durchaus als Schnappschüsse bezeichnen. Daher habe ich mich auch nicht bewusst auf die Suche begeben, da man diese Momente nicht planen kann. Entweder man sieht sie und hat den Finger im richtigen Moment auf dem Auslöser oder eben nicht. So sind einige der Bilder auf Reisen entstanden, andere wiederum im Rahmen meiner täglichen Arbeit als Bildreporter. Da sind es jedoch Szenen abseits der eigentlichen Schauplätze, die mich faszinieren. Ungern fotografiere ich, was alle anderen auch ablichten.


Als TA-Fotograf haben Sie sicherlich kistenweise Fotos zu Hause. Nach welchen Kriterien haben Sie die Bilder für Ihre Ausstellung ausgesucht?

Die Zeiten in denen ich meine Fotos in Kisten aufbewahre sind leider vorbei. Heutzutage schlummern sie als digitale Fotos zu Tausenden entweder auf Festplatten oder auf Servern diverser Cloud-Anbieter. Für meine Ausstellung kam tatsächlich nicht jedes Bild in Frage. „Kleine Momente ganz Groß“, sollte von Anfang an nicht die typischen Zeitungsbilder zeigen, die sehr oft inszeniert sind. Deswegen wählte ich bewusst Situationen des Augenblicks, die genauso nicht wiedererscheinen werden, mit der Öffentlichkeit in einer Ausstellung teilen.


Wie sind Sie eigentlich zum Fotografieren gekommen?

Den ersten Kontakt zur Fotografie hatte ich in meiner Kindheit. Es war jedes Mal für mich etwas Besonderes, wenn mein Vater unser Badezimmer zu Dunkelkammer umfunktionierte und ich dabei über die Schulter schauen durfte. Am Spannendsten fand ich dabei immer den Moment, wenn das Foto auf dem Papier wie von Geisterhand durch den Entwickler sichtbar gemacht wurde.
Mein erstes richtiges Foto habe ich jedoch erst Jahre später gemacht. Damals war ich 13 Jahre alt und durfte den Auslöser an der Praktika meines Vaters drücken. Das faszinierte mich sofort und so bekam ich zur Jugendweihe meine erste Spiegelreflexkamera, die damals noch mit Film funktionierte. Zur digitalen Fotografie bin ich 2004 gewechselt.


Was bedeutet die Faszination der Fotografie für Sie?

Die Fotografie begleitet mich mehr als die Hälfte meines Lebens. Seither habe ich immer irgendeine Kamera griffbereit, um jederzeit ein Foto machen zu können, dass mich später an diesen einen Moment in der Vergangenheit erinnert. Dennoch ist die Fotografie trotz der vielen anderen Medien für mich heute immer noch etwas ganz Besonderes, da man mit einem richtig guten Foto ganze Geschichten erzählen und Emotionen auslösen kann.


Sie verbindet eine lange Zeit mit der TA, sowohl in verschiedenen Lokalredaktionen als auch in Erfurt – wie hat es Ihre Fotografie beeinflusst?

Mit jedem Termin, jeder Situation und sogar jedem Foto habe ich dazu gelernt. Das gilt sowohl für früher als auch für heute. Dabei habe ich neue Kollegen sowie neue Arbeitsweisen kennengelernt und stets versucht das Beste für mich herauszufiltern. Rückblickend denke ich, dass mir bisher jede Station einen kleinen Schub in meiner fotografischen Entwicklung gegeben hat.

Was bedeutet für Sie Fotografie im Zeitalter des Selfies, Instagram und Co? Hat sich dadurch aus Ihrer Sicht die Rolle des Fotografen in letzter Zeit verändert?

Das ist eine Entwicklung die man in unserer heutigen digitalen Welt nicht aufhalten kann. Schließlich kann jeder mit seinem Smartphone halbwegs passable Fotos machen. Doch letztlich sind viele der Motive vergänglich und landen als Datenmüll im Nirvana des Handyspeichers, wo sie nie wieder jemand zu Gesicht bekommt. Deswegen ist die korrekte Archivierung und Verschlagwortung umso wichtiger. Erst so finde ich jederzeit jedes Bild sofort wieder.
Ich selber mache auch Selfies und poste beruflich wie privat Bilder bei Instagram und Co., weil es Spaß macht. Spaßig ist es jedoch nicht mehr für Fotografen, die hauptberuflich mit Bildern ihr Geld verdienen. Viele Hobbyfotografen wollen sich am Wochenende etwas neben ihrem eigentlichen Beruf dazu verdienen, merken jedoch nicht wie sehr das die Preise verdirbt. Qualität und Professionalität hat seinen Preis, auch in der Fotografie.


Wenn Sie ein Wunsch frei hätten, wen oder was würden Sie gern einmal fotografieren?

Ich durfte bereits viele verschiedene Projekte begleiten und zahlreiche Menschen ablichten, die sich andere Fotografen vermutlich vor die Linse gewünscht hätten. Daher habe ich ehrlich gesagt kein Wunschmotiv. Ich gebe mich auch mit kleinen Momenten zufrieden, die am Ende für mich ganz groß sind.

Herr Kneise, wir danken für das Gespräch!
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