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2. Thüringer Landesgartenschau eröffnet: Ministerpräsident: „Nordhausen hat ein ganz neues Gesicht bekommen“

Sonnabend, 24. April 2004, 14:02 Uhr
2. Thüringer Landesgartenschau eröffnet: Ministerpräsident: „Nordhausen hat ein ganz neues Gesicht bekommen“ (Foto: nnz) 2. Thüringer Landesgartenschau eröffnet: Ministerpräsident: „Nordhausen hat ein ganz neues Gesicht bekommen“ (Foto: nnz) Nordhausen (psv) Mehrere tausend Besucher haben heute morgen die Eröffnung der 2. Thüringer Landesgartenschau auf dem Petersberg mitten in Nordhausen miterlebt.

Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus sagte in seiner Ansprache, dass Nordhausen mit der Landesgartenschau „ein ganz neues Gesicht“ bekommen habe. „Ich bin begeistert, was hier entstanden ist.“ Die Früchte der Landesgartenschau würden noch über Jahre in Nordhausen wachsen. „Zu einem Gesicht hat Nordhausen nun auch ein Herz bekommen.“ Die Schau werde nicht nur Nordhausen, sondern eine ganze Region bis hinauf in den Harz und die benachbarten Bundesländer prägen. „Nordhausen wurde zum Blühen gebracht“, so Althaus.

Nordhausen Oberbürgermeisterin Barbara Rinke sagte, dass man mit der Landesgartenschau als nachhaltigem Projekt die Stadt in die Zukunft geführt habe. Maxime sei „Bewahren und Bebauen“ gewesen. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, die Landesgartenschau mitten in der Stadt auszurichten, „wir haben jetzt endlich wieder ein Stadtzentrum ? ein Stadtzentrum, in dem es sich gut leben lässt.“ Nordhausen als „grüne Stadt sei die Antwort auf Stadtflucht, man „Atmosphäre geschaffen statt Kulissen zu erhalten, „den Jungen Räume gegeben zum Lernen und Spielen und den Alten Wege und Parks zum Spazieren und Ausruhen.“

Nach Jahren des Umbauens und Aufbauens, des Aufspürens der historischen Wurzeln und des fantasievollen Neugestaltens sei Nordhausen wieder die Stadt der bunten Gegensätze, wie sie schon Goethe auf seiner Reise durch den Harz bezeichnet habe.

„Lassen Sie sich einladen zu einem Potpourri aus Blumen und Bäumen, Terrassen- und Klostergärten, Kinderspielburgen und Hochseilgarne, Kunst und Kultur. Vielleicht gelingt es uns, etwas von der Begeisterung dieses Tages bei den Menschen in der Stadt wach zu halten.“, so die Oberbürgermeisterin.

Blumen f?r den ErstenUm 9.30 Uhr hatte die Oberbürgermeisterin den 1. Besucher der Gartenschau ? Lothar Schulze aus Nordhausen - mit einer Flache Sekt am Haupteingang begrüßt. Der Festakt wurde eröffnet mit einer Fanfare, es folgte die Uraufführung eines Filmes über die Geschichte des Petersberges unter dem Titel „Über´n Berg“, danach gab es die Premiere der für die Gartenschau komponierten Klassik-Rock-Jazz-Kantate „Rosen, wild wie rote Flammen“. Zum Abschluss flogen 1500 Tauben in den Himmel.

Ehren-Gäste auf der Landesgartenschau waren u.a. der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Herrn Dr. Volker Sklenar, der Minister für Soziales, Familie und Gesundheit, Dr. Klaus Zeh, der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur, Jürgen Reinholz, der Minister für Justiz, Dr. Karl-Heinz Gasser, der Staatssekretär für Finanzen, Stefan Illert, der parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Christoph Matschie, zahlreiche Europa-, Bundes- und Landestagabgeordnete, Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte und die Nordhäuser Ehrenbürger Andreas Lesser und Oberrat a. D. Helmut Zinke, der mehr als 167 Bomben-Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg in Nordhausen entschärft hatte.

Hier ist die Ansprache der Oberbürgermeisterin im Wortlaut:

Wo etwas Altes vergangen ist, kann etwas Neues beginnen. So hörten wir es eben im Gespräch zwischen Großvater und Enkelin. Heute ist es endlich soweit. Wir wollen das Neue mit einem fröhlichen Fest willkommen heißen und dazu begrüße ich Sie alle ganz herzlich hier auf dem Nordhäuser Petersberg, dem Gelände der 2. Thüringer Landesgartenschau. Viele Gäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens sind gekommen, um zu schauen, zu begutachten und mit uns zu feiern. Ich begrüße ganz herzlich
  • den Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen, Herrn Dieter Althaus,
  • den Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Herrn Dr. Volker Sklenar,
  • den Minister für Soziales, Familie und Gesundheit, Herrn Dr. Klaus Zeh,
  • den Minister für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur, Herrn Jürgen Reinholz,
  • den Minister für Justiz, Herrn Dr. Karl-Heinz Gasser,
  • den Staatssekretär für Finanzen, Herrn Stefan Illert,
  • den parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Herrn Christoph Matschie,
  • die Europa-, Bundes- und Landestagabgeordneten,
  • die Kollegen Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte
  • Herrn Prof. Ammann aus Frankfurt
  • den Stadtrat der Stadt Nordhausen
  • und alle, die unser Projekt in den letzten Jahren begleitet und dafür gearbeitet haben.

Eine besondere Freude ist es, dass ich am heutigen Tage auch die Ehrenbürger der Stadt Nordhausen Herrn Andreas Lesser und Herrn Oberrat a. D. Helmut Zinke begrüßen darf. Sie sind stets mit unserer Stadt eng verbunden.
Herrn Zinke verdanken wir eigentlich, dass die Gartenschau stattfinden kann. Er hat im Zentrum von Nordhausen 167 Bomben entschärft unter Einsatz seines Lebens.

Matschie, Rinke, Althaus, Sklenar

Heute soll an erster Stelle der Dank stehen an alle, die mitgeholfen haben. Nur durch die Arbeit von vielen klugen Köpfen und fleißigen Händen ist das Werk gelungen, dass sie nachher begutachten können.

Wo etwas Altes vergangen ist, muss etwas Neues beginnen.

Als ich vor fast 10 Jahren mein Amt im Rathaus antrat, waren die stürmischen Nachwendejahre gerade verklungen. Sehr bald wurde über alle Ämter und Parteigrenzen hinweg ein gemeinsames Ziel sichtbar. Wie keine andere Mittelstadt im Krieg zerstört, muss Nordhausen endlich wieder ein Gesicht bekommen. Wir wollten diese Stadt mit einem nachhaltigen Projekt erfolgreich in die Zukunft führen. Nach der Maxime Bewahren und Bebauen wollten wir die Zeugnisse der reichen 1000jährigen Geschichte unserer Stadt wieder aufspüren und erhalten und gleichzeitig Bedingungen für das Leben in einer modernen Stadt schaffen. - Eine große Aufgabe noch ohne Konturen. Doch sehr bald schwirrte die Idee, eine Landesgartenschau auszurichten, durch die Korridore und Arbeitszimmer und setzte sich in unseren Köpfen fest.

Es könnte das Leitprojekt werden, das die Stärken der Stadt herausstellt und ihre Schwächen abmildert. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg mit vielen Korrekturen, die sich wie ein Reifeprozess auf das Wesentliche hinbewegten. Unsere Aufmerksamkeit wanderte von außen nach innen. Sicher wäre auch ein neues Naherholungsgebiet am Stadtrand schön gewesen oder ein kleines Messegelände; aber was Nordhausen doch wirklich fehlte, erst einmal selbst als Stadt wieder erlebbar zu sein.

Ich erzähle Ihnen nicht, wie viel 1000 Blumen und Bäume gepflanzt, wie viel Steine bewegt, wie viele Treppen und Brunnen entstanden sind. Das können Sie nachher alles selbst erleben. Vielmehr möchte ich Ihnen die Idee noch einmal erläutern.

Jeder, der in Nordhausen das Zentrum suchte, war irritiert, weil dort, wo man sonst städtisches Treiben erwartete, einfach nur Leere war.

Aus dem Flickenteppich schnell errichteten Wohnungsbaus musste wieder eine spürbare Mitte entstehen.
Die Bedeutung der über 1000-Jährigen war nur noch an wenigen Zeugnissen der Vergangenheit abzulesen. Diese zu bewahren und der Vergänglichkeit zu entreißen, war eine wichtige Aufgabe, um die städtische Identität zu fördern und das Stadtprofil zu stärken.

Die beständige Frage, woher wir kommen und wohin wir gehen, begleitete unsere Planungen von Beginn an. Deshalb traf auch der Arbeitstitel „LGS ? Motor der Stadtentwicklung“ nicht den Kern unseres Vorhabens, oder nur teilweise. Dieser sehr technische Ausdruck verkannte, dass die Stadt ein lebender Organismus ist. Die Anregung, mit einer Gartenschau erstmals in die Mitte einer Stadt zu gehen, kam von außen und stellte eine große Herausforderung und zugleich ein Wagnis dar.

Blumen f?r den Petersberg-Chefplaner Wette


Unser Ziel war: eine grüne Stadt als Antwort auf Stadtflucht, Atmosphäre schaffen statt Kulisse erhalten, den Jungen Räume geben zum Lernen und Spielen, den Alten Wege und Parks zum Spazieren und Ausruhen. Kurzum: Ein Stadtzentrum, in dem es sich gut leben lässt.
In vielen Bürgerforen haben wir immer wieder versucht, die Menschen mitzunehmen. Einzelne Vorschläge flossen in die Planung mit ein.
Es sollte ja nicht über die Köpfe der Menschen hinweg geplant werden. Vielmehr wollten wir das Dazugehören stärken: Heimat selbstverständlich finden, in dem ich mich mitverantwortlich fühle. Dieser Prozess ist in Gang gekommen. Verbände, Vereine, Wirtschaft und Kirchen, Bürgerinnen und Bürger haben sich am kritischen Dialog beteiligt und wirkten auf unterschiedlichste Weise auf uns ein und mit uns mit.

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Wenn Johann Wolfgang von Goethe auf einer seiner Harzreisen Nordhausen als die Stadt der bunten Gegensätze beschreibt und von ihrer „wunderlichen Mauerbefestigung, den Treppen und Brunnen im Lichte hereinbrechender Abenddämmerung“ schwärmt, so glaube ich, dass auch wir das heute inzwischen wieder so erleben können. Ich denke, es ist uns gelungen, nach den Jahren des Umbauens und Aufbauens, des Aufspürens unserer historischen Wurzeln und des fantasievollen Neugestaltens diese Stadt der bunten Gegensätze wieder zu verkörpern. Was bisher übersehen wurde, erstrahlt in bislang verkannter Schönheit, wie der Petersberg mit der historischen Stadtmauer, die alten Treppen und Wege. Liebenswertes wird erst recht liebenswert, wie die Promenade, das Theater, die Altstadt und, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Schattenseiten haben wir nicht einfach wegpoliert, weil sie zur Geschichte unserer Stadt gehören. Ich bin überzeugt, es ist uns gelungen, mit Kreativität und Bodenhaftung unser Stadtmitte ein neues Antlitz zu geben. Die Landesgartenschau spannt einen weiten Bogen vom Hauptgelände am sonnigen Südhang des Petersberges über die grüne Treppe und den historischen Stadtrundgang hinein in die Altstadt und mit der modernsten Straßenbahn Deutschlands bis in den Harz. Lassen Sie sich einladen zu einem Potpourri aus Blumen und Bäumen, Terrassengärten und Klostergärten, Kinderspielburgen und Hochseilgarten, Kunst und Kultur. Vielleicht gelingt es uns, etwas von der Begeisterung dieses Tages bei den Menschen in dieser Stadt wach zu halten. In diesem Sinne heiße ich Sie nochmals herzlich willkommen.

Bilder von der Eröffnungsveranstaltung finden Sie in unserer Bildergalerie.
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