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Interview mit Alisa Behrens - neue Volontärin in den städtischen Museen
Freitag, 29. November 2024, 12:09 Uhr
Alisa Behrens (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen)
Interview mit Alisa Behrens, neue Volontärin in den städtischen Museen
Wissenschaftliche Volontärin, klingt nach der Antwort auf die Frage, was man später machen mag: Irgendwas mit Kultur? Wie war das bei Ihnen?
Bei mir lautete die Antwort auf diese Frage nach der Schule erst einmal: Irgendwas mit Kunst. Schon seit meiner Kindheit bin ich sehr kunstbegeistert, konnte mir aber damals weder vorstellen, Lehrerin noch freischaffende Künstlerin zu werden. Ich habe daraufhin angefangen, Kunstgeschichte und Ur- und Frühgeschichte in Göttingen zu studieren, habe aber bald festgestellt, dass es mich mehr in Richtung Kulturwissenschaften zieht. So lautete meine Antwort ab diesem Zeitpunkt: Irgendwas mit Kunst und Kultur. Ich wechselte daraufhin mein Zweitfach zu Kulturanthropologie.
Gefallen hat mir an den Fächern besonders, dass sie dazu anregen, genau hinzuschauen, Dinge in ihren geschichtlichen Kontext einzuordnen und aktuelle gesellschaftliche Verhältnisse zu reflektieren - sei es durch die Kunst oder das Hinterfragen von alltäglichen Praktiken unserer Gesellschaft.
Wollten Sie schon zu Beginn des Studiums im Museum arbeiten? Wie kam es dazu?
Nein, ich hatte ehrlich gesagt anfangs wenig Ahnung davon, wohin es mich beruflich einmal verschlagen könnte. Die Antwort Irgendwas mit Kunst und Kultur erweiterte sich Ende meines Bachelors dann um Irgendwas mit Kunst, Kultur und Menschen. Das war eine wichtige Erkenntnis für mich. Zu dieser persönlichen Einsicht kam ich während eines Praktikums in einem Bildungsverein und einem Nebenjob in einem Seniorenheim. Danach war für mich klar: Ich möchte in meinem späteren Beruf auf jeden Fall viel Kontakt zu Menschen haben, weil mir der Austausch mit anderen das Gefühl gibt, etwas Positives zurückzubekommen – sei es durch Wertschätzung oder neue Perspektiven. Ich begann davon zu träumen, die Bereiche Kunst, Kultur und menschenorientierte Arbeit miteinander zu verknüpfen. Damals wusste ich zunächst gar nicht, wie und wo das möglich ist…
… und haben sich dann in die Richtung Museumspädagogik weiterqualifiziert?
Genau! Der Master Kunst und Kommunikation in Osnabrück ermöglichte es mir dann mich im Bereich Kulturelle Bildung zu spezialisieren, didaktische Methoden zu erlernen und während verschiedener Praktika mit ganz verschiedenen Zielgruppen in Berührung zu kommen. Ich arbeitete mit Kindern und Jugendlichen, aber auch mit Menschen mit Behinderungen. Das Studium eröffnete mir ein breites berufliches Feld, das ich mir vorerst noch offenhalten wollte.
Museumsarbeit war für mich dabei nicht ganz neu, aber ich hatte sie zunächst vor allem mit Aufgaben wie Ausstellungsplanung und Sammlungsmanagement verbunden. Erst im Master wurde mir allmählich bewusst, wie vielfältig Museumsarbeit sein kann, insbesondere der Bereich der Museumspädagogik. Das entspricht genau meinen Vorstellungen einer kreativen, aber auch sinnhaften und abwechslungsreichen Arbeit mit einem nahen Bezug zu ganz unterschiedlichen Zielgruppen.
Warum ein Volontariat in Nordhausen?
Das Volontariat der Stadt Nordhausen hat mich sofort angesprochen. Zum einen gibt es gar nicht so viele Volontariate, die speziell im Bereich der Vermittlung oder Museumspädagogik angeboten werden. Das war also gleich der erste große Pluspunkt. Zum anderen fand ich es besonders spannend, dass ich hier in Nordhausen in drei Museen gleichzeitig tätig sein kann: der Flohburg, dem Kunsthaus Meyenburg und dem Tabakspeicher. Diesen Umstand empfinde ich als sehr abwechslungsreich, und das ermöglicht es mir, verschiedene Ansätze kennenzulernen. Außerdem bieten die vergleichsweise kleinen Museen die Chance, Einblicke in verschiedene Bereiche zu gewinnen und das große Ganze besser zu verstehen. Am meisten begeistert mich aber, dass ich hier in Nordhausen sehr selbstständig an meinen Projekten arbeiten und in der Konzeption sehr frei und kreativ sein kann. Die Offenheit für neue Ideen und Vorschläge empfinde ich als besonders motivierend.
Woran arbeiten Sie im Rahmen Ihres Volontariats?
Übergeordnet ist es als Museumspädagogin meine Aufgabe, viele Menschen für das Museum zu interessieren und Angebote zu entwickeln, die die Themen des Museums für alle verständlich und zugänglich machen. Ziel ist es, die Inhalte so zu verpacken, dass Besucher und Besucherinnen aller Altersgruppen und Hintergründe von den Inhalten profitieren können.
Dementsprechend werde ich im Rahmen meines Volontariats museumspädagogische Projekte neu konzipieren oder weiterentwickeln, wie beispielsweise das Seminar Was nützt uns Geschichte zu Märchen im aktuellen Winterprogramm der Flohburg. Dabei bin ich auch mit dafür zuständig, die Projekte zu bewerben und die notwendigen Kontakte zu knüpfen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit der Museen zählt zu meinen Tätigkeitsbereichen. Darüber hinaus übernehme ich Führungen im stadtgeschichtlichen Museum und gestalte diverse Ausstellungen mit Blick auf die Schnittstelle zwischen Exponaten und Ausstellungs-Publikum mit.
Am Ende meines zweijährigen Volontariates werde ich zudem ein Abschlussprojekt durchführen, welches sich in meinem Fall mit dem Jubiläum 150 Jahre Nordhäuser Museen auseinandersetzten wird.
Veranstaltungsreihe Kunst und Kaffee im Kunsthaus Meyenburg (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen)
Woran arbeiten Sie aktuell?
Momentan bereite ich einen Vortrag für die Veranstaltungsreihe Kunst und Kaffee im Kunsthaus Meyenburg vor, die ab 11. Dezember 2024 etabliert werden wird und schreibe die monatlichen Artikel zu dem Objekt des Monats. Außerdem arbeite ich mich weiter in die Themen des Hauses ein, um mich auf weitere Führungen vorzubereiten. Auch die Vorbereitungen für die Ausstellung Dienstverpflichtet in Nordhausen 1943 -1945 im April 2025 bin ich aktuell mitbeteiligt. Zudem bin ich derzeit Teil der Jury des 13. Grafik-Preises der Ilsetraut Glock-Grabe Stiftung.
Was ist generell das Spannendste an der Arbeit im Museum?
Es ist sehr spannend zu sehen, ob das Projekt oder die Veranstaltung, an der man wochen- oder sogar monatelang gearbeitet hat, genauso gelingt, wie man es sich vorgestellt hat. Vieles lässt sich im Vorhinein gar nicht planen und muss spontan an die jeweilige Situation angepasst werden. Das ist gerade bei wechselnden Zielgruppen der Fall, macht die Arbeit aber auch besonders abwechslungsreich.
Diese Aufregung kurz vor dem Beginn einer Veranstaltung, ist für mich ein echter Nervenkitzel.
Letztendlich lässt sich aber sagen: Sowohl aus positiven als auch negativen Überraschungen kann man immer etwas lernen.
Und damit sind wir mittendrin in der Diskussion über die Museen als attraktive Orte für alle und auch die jungen Generationen. Wohin glauben Sie, werden sich die Museen hin entwickeln?
Ich habe das Gefühl, dass sich Museen immer mehr öffnen. Das Spektrum an vermittelnden Angeboten wird größer und neue Themen wie Barrierefreiheit und Partizipation, aber auch neue Technologien wie interaktive Medien, bekommen zunehmend mehr Bedeutung.
Museen verlieren langsam ihren Ruf, ein bisschen angestaubt zu sein und nur der Bewahrung von Kulturgut zu dienen. Sie werden vielfältiger und verstehen sich unter anderem als kreative, außerschulische Bildungsorte, die auch aktuelle Fragestellungen aufgreifen, die die Menschen bewegen. Jedoch ist es noch ein weiter Weg, bis viele dieser Entwicklungen flächendeckend umgesetzt werden. Ein großes Hindernis ist oft der Mangel an Ressourcen.
Gerade angesichts der geringen Besucherzahlen seit der Corona-Pandemie finde ich es entscheidend, dass die Museen sich dahingehend profilieren, mehr als nur Ausstellungsräume, sondern Orte der Bildung und des gemeinsamen Austauschs im städtischen Leben zu sein. Gerade stadtgeschichtliche Museen, wie die Flohburg, können Identität stiften. Und noch viel wichtiger für Jung und Alt: Museen machen Spaß!
Frau Behrens, die Pressestelle dankt Ihnen für das Gespräch!