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Abschied in den Ruhestand nach 35 Jahren als Standesbeamtin

Montag, 21. Dezember 2020, 11:53 Uhr
Christine Heidel mit ihrem Nachfolger Carsten Zeiler (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Christine Heidel mit ihrem Nachfolger Carsten Zeiler (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen)
Die Leiterin des Nordhäuser Standesamtes, Christine Heidel, verabschiedet sich nach über 35 Jahren in den Ruhestand. In Ihrer Zeit als Standesbeamtin vollzog sie und ihr Team über 10.000 Eheschließungen, beurkundeten über 28.500 Geburten und bearbeiteten fast 40.000 Sterbefälle. Neben ihrer Berufung als Leiterin und Standesbeamtin war Christine Heidel auch viele Jahre stellvertretende Amtsleiterin des Ordnungsamtes der Stadt Nordhausen. Durch die Erledigung von Personenstandsaufgaben für die Gemeinden Werther und Hohenstein ist das Nordhäuser Standesamt für rund 53.000 Menschen im Landkreis Nordhausen zuständig. Die Pressestelle der Stadt führte mit der scheidenden Standesbeamtin ein kurzes Interview:


Seit wie vielen Jahren sind Sie Standesbeamtin und Leiterin des Standesamtes in der Stadt Nordhausen? Wie kam es zu dieser Berufswahl?
Ich bin seit 35 Jahren Standesbeamtin und seit 30 Jahren Leiterin des Standesamtes Nordhausen. Als ich mich für das Standesamt entschieden habe, stand noch das Theater zur Debatte und ich habe mich dann eher zu dem Slogan „Mit Theater in die Ehe“ zu gehen entschieden.

Würden Sie nach 35 Jahren sagen, „hätte ich nur mal einen anderen Beruf gewählt“.
Nicht einen Tag, auch wenn es manchmal anstrengend und stressig war.

Was war ihr schönstes oder bedeutsamstes Erlebnis während Ihrer Zeit als Standesbeamtin? Oder anders gefragt: Gab es einen Vorfall, der Ihnen in Erinnerung bleiben wird?
Ich durfte so viele glückliche Eltern sehen, Brautpaare die sich ihr Ja-Wort gegeben haben. Die vielen Geschichten die das Leben schreibt, würden viele Bücher füllen. Ein Erlebnis bleibt mir wirklich in Erinnerung: Ich habe ein Brautpaar getraut und die Braut noch gefragt wann denn ihr Geburtstermin ist – Antwort in sechs Wochen. Aber der kleine Mann wollte nicht warten. Ich habe die Trauung gerade so geschafft und am Nachmittag war das Baby da, doppeltes Glück.

Wie viele Brautpaare haben sich bei Ihnen das Ja- Wort gegeben? Und wie vielen Neugeborenen haben Sie eine Geburtsurkunde ausgestellt?
Da wir immer im Team arbeiten, kann ich nur mit Zahlen für den gesamten Zeitraum dienen. In diesem Zeitraum haben wir zirka 10.000 Eheschließungen vollzogen, ungefähr 28.500 Geburten beurkundet und fast 40.000 Sterbefälle bearbeitet.

Standesbeamtin bedeutet in Nordhausen auch ein wenig mehr. An welchen Projekten haben Sie aus Ihrer Funktion heraus mitgewirkt?
Ja ich war viele Jahre stellvertretende Amtsleiterin des Ordnungsamtes mit vielen Einsätzen, wenn in Nordhausen wieder mal ein Bombenfund war. In dieser Zeit fiel auch die Sichtung, Bewertung und Digitalisierung der Akten des Standesamts. Darüber hinaus habe ich aus meiner Funktion heraus an der wissenschaftlichen Studie Nordhausen 1945 und dem Projekt „Sichtbarmachung der Sammelgräber auf dem Ehrenfriedhof“ mitgewirkt. Diese zwei Projekte liegen mir besonders am Herzen, weil es um menschliche Schicksale geht und um deren historische Aufarbeitung. Es ist einfach ein so emotionaler Moment, wenn wir durch umfangreiche Recherchen in den Personenstandsregistern den Hinterbliebenen etwas über das Schicksal und den Verbleib ihrer Angehörigen sagen können.
Andererseits macht es mich auch glücklich, an Projekten wie dem „Zukunftsbaum“ mitzuarbeiten. Mit jeder Geburt in Nordhausen wird ein Baum gepflanzt - eine sehr schöne Idee unserer Stadträte, den die verantwortlichen Beschäftigten der Stadtverwaltung toll umgesetzt haben. In Anbetracht der Situation eine nachhaltige Vision in die Zukunft, Wälder entstehen zu lassen, die widerstandsfähig sind gegen Trockenheit, Insektenbefall und dem Klimawandel allgemein.
Auf Initiative der Bürgerstiftung und dem Förderverein Park Hohenrode werden wir im nächsten Jahr für alle heiratswilligen Paare ein weiteres Kleinod als Traustätte widmen, seien sie gespannt.

Wem übergeben Sie Ihr Amt? Worauf haben Sie bei der Einführung bei Ihrem Nachfolger besonders geachtet.
Ich übergebe mein Amt an meinen Nachfolger Herrn Carsten Zeiler und wünsche ihm ganz viel Erfolg, viel Freude und immer Spaß an der Arbeit, so wie ich sie bis zum letzten Arbeitstag habe. Herr Zeiler kommt aus dem Fach und war viele Jahre Standesbeamter der Stadt Erfurt. Seine Heimat und Wohnsitz waren immer im Landkreis Nordhausen. Herr Zeiler ist ein sehr empathischer Mann und absolut bürgerorientiert. Er bekommt ein tolles Team auf das er sich immer verlassen kann - was will man in der heutigen Zeit mehr? Mit einem neuen jungen Kollegen Herrn Robert Wisse haben wir einen weiteren Standesbeamten bestellen können, der seine ersten Paare bereits trauen durfte.

Wem möchten Sie alles Ihren Dank aussprechen?
Ich bedanke mich bei allen Kollegen und Kolleginnen der Stadtverwaltung, der Standesämter im Landkreis und Umgebung und dem Landratsamt. Aber mein ganz besonderer Dank gilt meinem derzeitigen Team vom Standesamt Nordhausen und allen ehemaligen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern. Die Zusammenarbeit war immer durch Vertrauen, Verständnis füreinander und gegenseitigen Respekt gekennzeichnet.
Ich bedanke mich sehr, für die unkomplizierte und wunderbare Arbeit mit den Verantwortlichen und den vielen helfenden Händen, insbesondere bei den Kolleginnen und Kollegen in den städtischen Museen, der Traditionsbrennerei, den historischen Straßenbahnen und dem Rittergut in Hohenstein. Dies gilt auch für die durchweg tolle Zusammenarbeit mit dem Südharzklinikum Nordhausen sowie die immer sehr pietätvolle Zusammenarbeit mit den Bestattungsunternehmen in der Stadt Nordhausen, aus dem Landkreis und angrenzenden Gemeinden.

Welche Zukunftswünsche haben Sie?
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir stolz sind auf Erreichtes, zielstrebig bleiben, mit offenen und auch zufriedenen Augen durch unsere Heimatstadt Nordhausen gehen. Ich bin immer stolz und glücklich gewesen „eine alte Nordhäuserin“ zu sein.
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