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Am 3. April: Andacht, Kranzniederlegung und Ausstellungseröffnung zum Gedenken an die Opfer der Bombardierung Nordhausens vor 65 Jahren

Montag, 29. März 2010, 09:05 Uhr
Werner Steinmann (Foto: Gabriele Meißner) Werner Steinmann (Foto: Gabriele Meißner) Nordhausen (psv) Die Bombardierung Nordhausens vom 3. und 4. April 1945 jährt sich in diesem Jahr zum 65. Mal. Tausende Nordhäuser verloren in diesen Tagen ihr Leben. Aus diesem Grund findet am 3. April, um 10 Uhr, eine Andacht in der Blasii-Kirche mit anschließender Kranzniederlegung am Rathaus vor der Stele um 10:30 Uhr statt. Um10:45 Uhr wird Oberbürgermeisterin Barbara Rinke im Rathaus-Foyer die Ausstellung „Zerstörung Nordhausens – Fotos von Werner Steinmann“ eröffnen.

Damit wolle die Stadt Nordhausen das Lebenswerk von Werner Steinmann ehren, „das einen unverzichtbaren Beitrag zur Erinnerungskultur unserer Stadt geleistet hat“, sagt sie. 40 Fotografien des zerstörten Nordhausens werden im Rathaus - Foyer zu sehen sein.

Sie sind für Werner Steinmann nicht nur Mahnung zum Nichtvergessen, sondern auf Grund seiner eigenen schmerzlichen Erinnerungen habe er damals den Entschluss gefasst, Bildchronist und Zeitzeuge dieser Stadt zu werden. Das sagte jetzt seine Tochter Gabriele Meißner.

„Am 3. April 1945, nach seinen Beschreibungen ein sehr heißer und sonniger Tag, wurde das Familienglück meines Vaters durch den Bombenangriff auf Nordhausen zerstört. Er verlor seine erste Frau, seinen 1943 geborenen Sohn Hans-Gerd und seine Schwiegereltern, die sich bei diesem Angriff am Jakobi-Kirchplatz in einem Luftschutzkeller befanden. Er und seine Mutter überlebten, weil sie sich zu dieser Zeit am Töpfertor aufhielten. In diesen Tagen fotografierte er mit russischer Genehmigung unter dem Schock des Verlustes seiner Familie diese Fotos und möchte damit vermitteln, dass so ein Grauen nie wieder geschehen darf“, sagt Gabriele Meißner im Namen ihres Vaters.

Am 3. April 1945 als er mit dem Pfarrer unter dem Eindruck des furchtbaren Geschehens in der St.-Jakobi-Kirche sprach, weil er seine Familie verloren hatte, reifte in ihm unter Eindruck dieses Schocks der Gedanke, durch Fotografien dieses Grauen für die Nachwelt festzuhalten. Am 4. April 1945 war auch diese Kirche nach dem 2. Angriff auf Nordhausen zerstört worden und der Pfarrer verlor sein Leben. Die Fotos erinnern an das Grauen und Leid dieser Tage, und sollen Warnung zum Nichtvergessen sein.

Auch, wenn er 1946 wieder durch seine 2. Ehe ein neues Leben zu beginnen versuchte und wieder eine Familie durch seine 1947 und 1952 geborenen Töchter bekam, sind diese Tage des 3. und 4. April 1945 auch nach 65 Jahren nicht auszulöschen und für ihn unvergesslich.

Fotograf Werner Steinmann wurde am 16. Mai 1913 in Bleicherode geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters 1919 zog die Mutter und den Kindern Werner und Hugo im gleichen Jahr nach Nordhausen. Er erlernte den Feinmechanikerberuf und als er wegen der großen Arbeitslosigkeit nach der Inflation keine Arbeit bekam, besann er sich auf seine Fotoleidenschaft und begann eine Lehre als Fotograf bei der Firma Schieweck, die er später nach Abschluss der Meisterprüfung zum damaligen Zeitpreis erwarb und unter seinem Namen weiterführte.

1939 heiratete er seine erste Frau Agathe Wendhausen. Im gleichen Jahr 1939 wurde er als einer der ersten Reservisten in Nordhausen zum Krieg eingezogen, wo er beim Einsatz seiner Division in Frankreich auf dem Weg nach Marseille bei einem Tiefflieger-Angriff an Kopf und Bein schwer verletzt wurde. Nachdem er wochenlang in teilweiser Amnesie und ohne Sprache in einem Feldlazarett in Versailles lag, wurde er nach Verlegung ins Feldlazarett Schönbeck als dienstuntauglich nach Hause entlassen. Hier begann er das bis dahin verlassene Fotogeschäft wieder aufzubauen und erarbeitete sich in dieser Zeit einen neuen Kundenstamm für seine Portrait – und Industriefotografie. Von der Nachkriegs- über die DDR-Zeit bis zum Alter von 80 Jahren arbeitete er als Industrie- und Portraitfotograf in Nordhausen. Im Mai begeht er seinen 97. Geburtstag.

Foto: Gabriele Meißner
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