Meldung

Doppelinterview mit Thomas Kopf und Matthias Eggerth zur Sanierung der Gehegetreppe

Donnerstag, 13. August 2020, 13:30 Uhr
Im Zuge der Sanierung und Instandsetzung der Treppe im Gehege, haben wir uns intensiv mit der Geschichte des Bauwerks beschäftigt. Und wer wäre für Antworten auf die Fragen als Gesprächspartner besser geeignet, als Thomas Kopf. Seines Zeichens ehrenamtlicher Mitarbeiter im Museum Flohburg, aktiver Bürger für die Stadtgeschichte und Enkel von Erich Möckel, der für den letzten großen Ausbau der Gehegetreppe in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts verantwortlich zeichnete.
Und um das Bild abzurunden, holen wir gleich noch den verantwortlichen Leiter des städtischen Bauhofes, Matthias Eggerth, für die jüngste Sanierung der wohl längsten Treppe der Stadt Nordhauen mit ins Boot.
Thomas Kopf und Matthias Eggerth bei der Begehung der alten Gehegetreppe (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Thomas Kopf und Matthias Eggerth bei der Begehung der alten Gehegetreppe (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen)

Herr Kopf, zuerst die Fragen an Sie: Was können zur Historie der Gehegetreppe erzählen?

Kopf: Zunächst bestand die Gehegetreppe aus zirka 80 Holzstufen bzw. Holzbohlen, die von der Osterstraße in den Taklkessel des Geheges führte. Diese Treppe wurde Mitte der 1920er oder entsprechend des Baus des Bingerhofs (1930/31) gebaut. Etwa 1970/72 wurde diese ersten Stufen dann durch Betonstufen ersetzt. Im Grunde genommen überwand man mittels der rund 90 Stufen das steilste Stück des Geheges. über den Liebestunnel bis zum Bingerhof führte dann ein Gehweg, teilweise im Zick-Zack-Kurs.


Warum fing Ihr Großvater mit dem Ausbau der Treppenanlage in den 1970er Jahren an?

Kopf: Nachdem mein Großvater Erich Möckel, ein ehemaliger Ingenieur der NOBAS, in den ersten Jahren seines Ruhestandes diverse Fußwege in der Nordhäuser Oberstadt instandgesetzt hatte, darunter den Fußweg in der Kölling-, Puschkin-Straße und am Geiersberg, nahm er - beauftragt vom damaligen Wohnbezirksvorsitzenden, Helmut Wünsche, - die Sanierung der Gehegetreppe in Angriff.


Wie muss man sich die Arbeiten in den 1970er Jahren vorstellen?

Kopf: Wir arbeiteten in zwei Gruppen. Die erste Gruppe, für die mein Großvater verantwortlich war, trieb den Treppenbau voran. Hier arbeiteten neben dem Rentner vor allem Schüler und Studierende mit. Die zweite Arbeitsgruppe beschaffte die Baumaterialien. Vor allem auf die Hilfe des Hausmeisters der Kinderklinik konnten wir uns da verlassen, Herrn Waskowiak. Im Grunde war der Treppenbau komplette Handarbeit. Die Materialien wie Zement, Sand und Wasser wurden in dem 412er Moskwitsch über die Zuwegung des Geheges befördert. So wanderte dann die Baustelle zwischen 1976 und 78 langsam gen Tal. Insgesamt bauten wir 192 Stufen - 127 vom Geiersberg Richtung Liebestunnel und noch einmal 65 vom Liebestunnel bis zur Wallrothstraße.

Eggerth: Hier muss ich einmal einhaken. Als Bauhof haben wir seit Dezember die Treppenanlagen komplett ausgetauscht und erneuert. Meine Kollegen hatten dafür modernstes Gerät und ausreichend Baustoffe zur Verfügung. Es ist aus heutiger Sicht niemanden mehr - so man die DDR-Zeiten nicht selbst erlebt hat - zu vermitteln, was die Arbeiter um Erich Möckel und Thomas Kopf da geleistet haben.

Die Frage nach der Spur der Steine muss an dieser Stelle erlaubt sein: Wie war es möglich, in den eher ressourcenarmen DDR-Zeiten, solche Mengen an Baustoffen zu bündeln und zu verbauen?

Kopf: Wie gerade von Herrn Eggerth richtig erwähnt: Es gab keine vorgefertigten Betonteile. Wer die alte Gehegetreppe kennt, dem wird sicherlich die Stufenhöhe in Erinnerung sein. Die war relativ hoch und kam daher, weil wir Grabeinfassungen des alten Friedhofs in der Frankenstraße verwendeten. Das Kleinpflaster - das auch noch zwischenzeitlich neue Besitzer gefunden hatte - kam vorwiegend aus dem Wohnbezirk. Denn hier hatte mein Großvater ja die Gehwege mit Platten neu ausgelegt.


Herr Eggerth, wie ist der Bauhof der Stadt Nordhausen vorgegangen?

Eggerth: Wir sind - im Vergleich zu den Schilderungen aus den 70er Jahren, der Treppe mit modernem Baugerät zu Leibe gerückt und haben in gut sechs Monaten Bauzeit eine zwei Meter breite Treppe mit 213 Stufen realisiert, die bei den Wegquerungen über gepflasterte Podeste verfügt. Wir haben darüber hinaus eine komplett neue Beleuchtungsanlage installiert und Handläufe gefertigt - auch für Kinder - sowie Palisaden als Randbegrenzung gesetzt. Uns war darüber hinaus wichtig, dass Regenwasser den Hang nicht wegspült. Dafür sorgen Entwässerungsrinnen sowie die Versickerungsgruben an jeder der Treppenanlagen. Ferner haben wir im Hangbereich der drei ersten Treppenabschnitte Terrassen angelegt. Die Rundwege im Gehege wurden im Bereich der Treppen neu angelegt und mit wassergebundener Decke wiederhergestellt. Und ganz nebenbei haben wir auch Bänke und Papierkörbe aufgestellt.

Kopf: Die neue Treppenanlage mit niedrigeren Stufen lässt die Treppe nun im Vergleich leichter laufen. Das muss ich neidlos anerkennen.


Stichwort Liebestunnel: Warum gibt es den Liebestunnel und wie wurde der jeweils angelegt.

Kopf:
Scheinbar gab es vor, während und nach Veranstaltungen im Gehege das ein oder andere Techtelmechtel am Liebestunnel. Im Grund genommen ist der Tunnel die Überquerung des Fußweges durch die Fahrstraße, denn der heutige Fußweg vom Geiersberg her war damals die zweite Fahrstraße zum Gehegeplatz (über den Liebestunnel).

Eggerth: Wir standen vor der Herausforderung, nicht nur die Treppenanlagen herzurichten, sondern auch die Brücke bzw. die Unterführung sicher zu gestalten. Wir haben neben den
Verputzarbeiten am und im Liebestunnel vor allem die Kappen auf der Brücke angebracht und ein DIN-gerechtes neues Geländer gebaut.

Kopf: Wenn ich das einmal sagen darf: Der Bauhof hat eine tolle neue Treppenanlage gebaut und vor allem den Liebestunnel eloquent hergerichtet. Das sieht richtig gut aus und rückt das Gehege wieder hoffentlich etwas stärker in den Nordhäuser Mittelpunkt.

Eggerth: Für die positive Kritik bedanke ich mich vor allem namens des Bauhofs. Ich denke, dass wir als Bauhof und vor allem die Kollegen, die seit Dezember hier arbeiteten, etwas Tolles für die Stadt sowie deren Bürgerinnen und Bürger geleistet haben. Das Gehege erfährt dadurch eine komplette Aufwertung.

Kopf:An dieser Stelle hätte ich noch einen Vorschlag: Da ja viele Treppen in Nordhausen einen Treppenkäfer haben, würde ich für die Gehegetreppe einen Treppenkäfer mit Namen "Erich" vorschlagen und auf diese Weise an meinen Großvater Erich Möckel erinnern zu wollen.

Herr Kopf, Herr Eggerth, vielen Dank für das Gespräch!
Wir verwenden Cookies um die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren und geben hierzu Informationen zu Ihrer Nutzung unserer Website an Partner weiter. Mehr Informationen hierzu finden Sie im Impressum und der Datenschutzerklärung.