Neugestaltung des Nordhäuser Ehrenfriedhofes - Sichtbarmachung der Sammelgräber

Projektbeschreibung

Ehrenfriedhof (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Ehrenfriedhof (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Der Nordhäuser Ehrenfriedhof ist eine Grabstätte von weit über 2.000 Menschen unterschiedlicher Konfession und Herkunft, die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, Ausgrenzung und Ausbeutung wurden. Die Toten sind Zwangsarbeiter (d. h. KZ-Häftlinge und ausländische Zivilarbeiter), deren Arbeitskraft in diversen Betrieben in und um Nordhausen rücksichtslos ausgebeutet wurde und zum Teil deportierte Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern. Sie lebten unter katastrophalen Bedingungen in verschiedenen Lagern auf dem Gelände der Boelcke-Kaserne, die sich in Sichtweite zum Friedhof befand.

Ehrenfriedhof (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Ehrenfriedhof (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Der Ehrenfriedhof soll den Angehörigen der dort Bestatteten als angemessener Trauerort dienen und neben dem Erinnern und Gedenken den Besuchern auch historisches Lernen ermöglichen. Ziel der Neugestaltung ist es, die Reihengrablagen durch künstlerische bzw. architektonische Ausdrucksformen stärker hervorzuheben. Der Friedhof muss wieder als solcher erkennbar sein. Ein neu zu schaffendes Informationssystem soll die historische Einbettung der verschiedenen Bereiche des Friedhofs gewährleisten.

Januar 2023 - Öffentlichkeitsbeteiligung Ehrenfriedhof

Bürgerbeteiligung Ehrenfriedhof (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Bürgerbeteiligung Ehrenfriedhof (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Am Nachmittag des 12. Januar 2023, hat die Stadt Nordhausen zu einer öffentlichen Begehung auf dem Ehrenfriedhof am Stresemannring geladen.
Hier wurde das Projekt, wie durch den Stadtrat der Stadt Nordhausen auf Grundlage der Empfehlung der „Kommission zur Empfehlung der Neugestaltung des Ehrenfriedhofes Nordhausen“ beschlossen, vorgestellt. Im Anschluss erfolgte eine Vor-Ort-Begehung auf dem Gelände des Ehrenfriedhofs, um die Schadbilder an den Bäumen und deren Entnahme zu erläutern. Viele interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Veranstaltung teil.

April 2022 - Vorstellung des Projekts Ehrenfriedhof mit den Opferverbänden

Vorstellung des Projekts Ehrenfriedhof mit den Opferverbänden (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Vorstellung des Projekts Ehrenfriedhof mit den Opferverbänden (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Am 12. April 2022 fand auf dem Ehrenfriedhof Nordhausen eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der dort beigesetzten KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter:innen statt. Die Gedenkrede hielt die stellvertretende Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Anett Dremel.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung erläuterten Oberbürgermeister Kai Buchmann und Sven Gerwien, Projektverantwortlicher der Stadtverwaltung, die Pläne zur Neugestaltung des Ehrenfriedhofs. Im Dialog mit den Vertreterinnen und Vertretern der Opferverbände konnte das Projekt erklärt und auch Anregungen mitgenommen werden.

Januar 2022 - Grabplatten auf dem Ehrenfriedhof restauriert

Grabplatten Ehrenfriedhof (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Grabplatten Ehrenfriedhof (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Im Rahmen des Stadtratsbeschlusses zur Neugestaltung des Ehrenfriedhofs Nordhausen hat der Bau- und Denkmalpfleger Thomas Osius den weit überwiegenden Teil der 215 Grabplatten auf dem sowjetischen Teil des Ehrenfriedhofs restauriert.

Dazu wurden mittels Sandstrahlreinigung Auflagerungen, Kalkversinterungen und Verschmutzungen von den Grabsteinen entfernt. Bei fünf Liegeplatten, deren Struktur durch Risse und Abplatzungen sehr stark gefährdet waren, hat der Restaurator Thomas Osius durch Klebungen mit zweikomponentigem Epoxidharz und kleinen Ergänzungen diese konservatorisch repariert. Weitere 19 Steine, die in der Draufsicht und an den Seitenflächen großflächige Risse und Versinterungen aufwiesen, wurden mit Mörtel verschlossen. Wichtig hier sei die Durchtrocknung der vermörtelten Risse und eine durchgängige Bauteil- und Umgebungstemperatur von 10-12 Grad Celsius, erklärt der Restaurator.

September 2021 - Beschluss des Konzepts der „Kommission zur Empfehlung der Neugestaltung des Ehrenfriedhofes Nordhausen“

Der Stadtrat der Stadt Nordhausen hat am 15. September 2021 beschlossen, das von der „Kommission zur Empfehlung der Neugestaltung des Ehrenfriedhofes Nordhausen“ favorisierte Entwurfskonzept in Abstimmung mit dem hoheitlichen Träger des Thüringer Landesverwaltungsamtes umzusetzen. Für diese Baumaßnahme werden zur Deckung der voraussichtlichen Mehrausgaben nachstehende überplanmäßige Auszahlungen in Höhe von 100.000,00 € aus dem Konto „Auszahlungen für immaterielle Vermögensgegenstände – Breitbandausbau“ zu Gunsten des Kontos „Ehrenfriedhof „umgesetzt.

Schwerpunkt der Neugestaltung ist die Sichtbarmachung der Sammelgräber, da die Grabreihen der über 2.300 bestatteten Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge nicht mehr erkennbar sind. Außerdem soll ein neues Informations-/Besucherleitsystem den Ehrenfriedhof als überregional bedeutenden Friedhof, Kriegsgräberstätte und Gedenkort nach Außen und im Gelände besser kennzeichnen, heißt es in der Begründung des Beschlusses. Die Gedenkstättenleitung des ehem. Das KZ Mittelbau-Dora hat für den weiteren Erneuerungsprozess fachliche Unterstützung zugesagt und auch das Thüringer Landesverwaltungsamt und die Thüringer Staatskanzlei werden, aufgrund der hohen Bedeutung des Vorhabens, dieses finanziell unterstützen.

August 2020 - Georadaruntersuchungen zur Grablagenbestimmung auf dem Nordhäuser Ehrenfriedhof

Georadar  (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Georadar (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) Am 18. August 2020 fanden auf dem Ehrenfriedhof Nordhausen (am Stresemannring) Georadaruntersuchungen zur Grablagenbestimmung statt. Mit Hilfe des Mehrkanal-Flächenradars, angebracht am Kleintraktor "Kubota", erfolgte damit eine flächendeckende Untersuchung des ca. 21.000 m2 großen Ehrenfriedhofs. Das Aufnahmegerät misst dreidimensional mit mehreren Sensoren. Acht Sender/ Empfängerpaare (450 Mhz) sammeln zur gleichen Zeit Daten in bis zu 4,0 m Tiefe. Mittels spezieller GPS-Steuerung werden zentimetergenaue Koordinaten erfasst.

Ziel der Untersuchung ist die Identifizierung der Grablagenausdehnung sowie die Verortung der Grablagen auf dem Ehrenfriedhof. Die Dokumentation der Messdaten/ Messergebnisse erfolgt in entsprechenden digitalen Kartenplänen.

Juli 2020 - Fachaussschussitzung

KST/SWU gemeinsamer Fachausschuss  (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen) KST/SWU gemeinsamer Fachausschuss (Foto: Stadtverwaltung Nordhausen)
Am 13. Juli. 2020 wurden im öffentlichen Teil der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Kultur, Stadtmarketing und Tourismus und des Ausschusses Stadtentwicklung, Wirtschaft und Umwelt in der Ballspielhalle Hesseröder Straße erste Ideen zur ergänzenden Neugestaltung des Ehrenfriedhofes Nordhausen vorgestellt.

Bürgermeisterin Jutta Krauth führte in die Thematik und die Intention der Stadt Nordhausen ein. Die bessere Sichtbarmachung der Sammelgräber ist ein wesentliches Anliegen der KZ-Häftlingsorganisationen und Hinterbliebenen-/Opferverbände. Die Stadt Nordhausen möchte diesem Anliegen Rechnung tragen und eine der überregionalen Bedeutung des Friedhofes, Gedenkortes und der Kriegsgräberstätte angemessene Gestaltung voranbringen. Die breit abgestimmte Gestaltung des Geländes von 1999 nach den Plänen von IKON. Büro für Kultur und Geschichte soll dabei erhalten und ergänzt werden.
Nach dem Vortrag zur Geschichte der Entstehung des Ehrenfriedhofes und den Ereignissen in der Boelcke-Kaserne 1945 durch Sven Gerwien, verantwortlicher Planer in der Stadtverwaltung, präsentierten die drei in dem Metier erfahrenen Teams aus Erfurt bzw. Kassel und Braunschweig/Magdeburg ihre Entwürfe.

Hauptziele der Konzepte zur Neugestaltung sind:
  • deutliche und dem Gedenkort angemessene Sichtbarmachung der Sammelgräber
  • Erkennbarkeit der heute parkähnlich erscheinenden Fläche als Friedhof und Gedenkort
  • Besucherführung und weiterführende Informationen zur Geschichte des Ehrenfriedhofes

Trotz unterschiedlicher Herangehensweisen sind die gezeigten Gestaltungsideen in dieser Hinsicht vielversprechend. Aufgrund der für Kriegsgräberstätten spezifischen rechtlichen Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten werden konkrete Entwurfsdetails erst im weiteren Beteiligungsverfahren veröffentlicht.

Allgemeine Zielstellung und Verfahren der Mehrfachbeauftragung

Die Mehrfachbeauftragung zur Neugestaltung des Ehrenfriedhofes erfolgt durch die Stadt Nordhausen mit dem Ziel, mehrere Ideen von Gestaltungsbüros zu generieren. Es werden drei verschiedene in dem Metier und der Thematik erfahrene Büros/Arbeitsgemeinschaften beauftragt. Soweit nicht ohnehin büroeigen, wird eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekten aufgrund der freiraumplanerischen Schwerpunkte empfohlen.

Die Arbeiten werden nach Einreichung umgehend vorgeprüft. Eine durch die Stadt berufene Bewertungskommission mit paritätischer Besetzung aus Sach- und Fachvertretern (u. a. der Stadtverwaltung, des Stadtrates und Experten) soll in einem mehrstufigen Prozess eine Empfehlung zur Weiterverfolgung abgeben.

Aufgabenstellungen Mehrfachausschreibung

Inhaltlich werden von den teilnehmenden Gestaltungsbüros Lösungen für folgende Aufgabenstellungen erwartet:
  • Sichtbarmachung der Sammelgräber (Reihengrabanlagen)
  • Kennzeichnung der Zugänge, einfriedende Elemente
  • Informationssystem, Besucherführung
  • Weitere inhaltliche Zielstellungen für die Entwurfsarbeit
  • Nachhaltige Gestaltung

Stadtratsbeschluss zur Neugestaltung des Ehrenfriedhofes

Der Beschluss in Folge der Empfehlungen der Bewertungskommission steht unter www.nordhausen.de/allris zur Verfügung.
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